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Channel: Ybbstaler Alpen – Monsieur Peter
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Schitourenquicki Freithofberg

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Ist es noch ein Hügel oder schon ein Berg? Im OÖ Voralpenführer ist er als „bewaldeter Gipfel mit guter Aussicht nach Osten“ verzeichnet. Vom Neustifter Sattel (Kreuzgruberhöhe) leicht zu erreichen, ist er aber vor allem ein Schitourenberg. Unzählige verdanken seinen sanften Hängen sogar ihre erste Schitour.

An der höchsten Stelle des Neustifter Sattels (Straßenverbindung zwischen Waidhofen/Ybbs und Maria Neustift) gegenüber des Feuerwehrdepots, wurde ein kleiner von Schnee geräumter Parkplatz eingerichtet.

Zeitmangel erstickt in den letzten Wochen meinen Bewegungsdrang, und so ist es nicht verwunderlich, dass meine heutige Kurztour auf den Freithofberg meine erste Schitour des Jahres ist.

Berg und Himmel haben die selbe Farbe – ein grauschattiertes fahles Weiß. Es stört mich aber nicht, denn ich freue mich schon allein auf das Handling mit den Fellen und Schiern. Am 17.3.2012 habe ich meine letzte Schitour gemacht, und nach fast einem Jahr freue ich mich unbändig auf die nun folgende Stunde.

Sofort finde ich wieder meinen Schitourenschritt und steige in breiter Spur hoch.

Für einen so kleinen Berg, der dennoch mit fast dreihundert Meter Höhenunterschied zum Tal absetzt, bietet der Freithofberg eine erstaunliche Aussicht – nur heute nicht.

Viel zu schnell befinde ich mich schon auf der Kuppe. Die Spur führt hier durch den Haag für wenige Meter an die Ostseite, um die letzten Gipfelmeter an einer Weihnachtskrippe vorbei, nordseitig zu hochzuleiten.

Der Freithofberg ist ein richtig anheimelnder Berg. Mit seiner großen „Waldwiesenweide“ und den schön gestalteten Baumgruppen wird er auch im Sommer gerne besucht.

Der Freithofberg kann von drei Seiten begangen werden, und viele gehen diese drei Anstiege hintereinander. Einmal von der Kreuzgruberhöhe (mein jetziger Anstieg), danach Abfahrt nach Norden über die alte Schitrasse. Wiederum Aufstieg, um nach Osten bis zur Kreuzung und noch weiter links der Straße abzufahren und wiederum aufzusteigen. Auf diese Weise sammeln sich auch über 800 Höhenmeter in ungefährdetem Gelände.

Sogar ein Krippenbuch ist für Eintragungswillige vorhanden.

Die letzten Meter vor der Gipfelkuppe.

Hier entsteht sogar eine kleine Jausenhütte – mit Ausschank an besonders frequentierten Tagen.

Weil es einfach dazugehört: Gipfelfoto Freithofberg (958 m).

Schitourengehen ist ein wenig wie Radfahren, man verlernt es nicht: Felle abziehen und verstauen, die Bindung samt Schuhe auf Abfahrt umstellen, und nach kurzer Pause befinde ich mich schon in der Abfahrt.

Ich habe völlig vergessen, Ausblick und Fernsicht zu bestellen.

Der Hang ist so breit, dass ich trotz der vielen Besucher an den Vortagen sogar noch meine eigene Spur ziehen kann.

Für einen Abfahrtsrausch ist die Abfahrt dann doch zu kurz. Zu einem zweiten Aufstieg fehlt mir leider die Zeit, und es bleibt nur die Erinnerung an heute und an viele andere Freithofberg-Touren in der Vergangenheit. Eine dieser Touren findet sich noch mit ein paar Bildern im Anhang.

Im Anstieg ca. 265 Hm und zurückgelegte Strecke ca. 2,2 km.

Quellen

Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Heitzmann, Harant (1996): OÖ-Voralpen. OeAV-Führer, Ennsthaler Verlag, Steyr.

 

 

 

 

 

 

 

Die vorläufig letzte Schitour von Mike und zugleich seine erste Schitour – beide finden zeitgleich am 29. Jänner 2010 statt.


Wir haben schon oft über eine gemeinsame Tour gesprochen, und heute passiert das  Unglaubliche. Mike hat sich eine Ausrüstung ausgeborgt und steht seit Jahren erstmals überhaupt wieder auf Schi und das gleich in unpräpariertem „wilden“ Gelände.

Mike stellt sich geschickt an, und in meinem Windschatten reißt es ihn förmlich den Berg hinauf.

Links im Bild ist der Hirschberg (857 m) bei Konradsheim zu sehen.

Im Aufstieg plaudern wir über die paar erforderlichen Grundlagen des Schitourengehens. Wenn man allerdings den alljährlichen Output an Sonderheften und Extrabeilagen der gängigen Bergzeitschriften zum Thema Schitouren in den Buchhandlungen aufliegen sieht, muss es sich beim Schitourengehen um eine Wissenschaft handeln.

Freithofberg2010_008(CC)Mit jedem Aufstiegsmeter macht es Mike mehr Spaß.

Freithofberg2010_009(CC)Mike ist für eine ausgiebige Schitourenkarriere ein hoffnungsloser Fall. Zu umfangreich und vielgestaltig sind seine Interessen. An erster Stelle dieser Interessen steht die Band seiner Söhne, die fantastischen, unglaublichen, sämtliche Ohren wegfetzenden EASTWOOD HAZE. 

Auch ohne Tunnel gehen wir dem Licht entgegen…

…und Mike erreicht seinen ersten Schitourengipfel.

Obligatorisch und gelegentlich verzichtbar: Gipfelfoto Freithofberg (958 m).

Wie es mit geliehenen Schuhen oftmals so geht, geht es nur schmerzhaft eingeengt und mit Druckstellen am zarten Künstlerfuß.

Immer wieder dämpfen Wolkenschleier das Sonnenlicht, und so bald sie davonhauchen…

…leuchtet die Gipfelfläche im Sonnenlicht auf.

Freithofberg2010_045(CC)In der Abfahrt bestätigt sich mein Verdacht, dass es sich bei Mike um ein Naturtalent handelt. Zuerst noch vorsichtig, aber schnell mutiger, schwingt er nach vielen Jahren ohne Fahrpraxis um vieles eleganter den Hang hinab als ich.

Mike fotografiert den unverspurten rechten Hangabschnitt vor seiner Abfahrt,…

…und nachdem er ihn mit seinen Wedelschwenkern förmlich graviert hat.

Das war ein wirklich gelungenes Unterfangen und hat großes Vergnügen bereitet. Mike hat den Freithofberg im Sommer schon oft besucht, an einer Winterbesteigung hat es aber noch gefehlt. Bewahrheitet hat sich meine Befürchtung, dass Mikes Interessensvielfalt einer weiteren Schitour im Wege stehen wird. Aber wie steht es schon in der Bibel bei Prediger Salomo 3, 1-8: Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde…

Schau’n mer mal.

 

 

FIN


Heimspiel Glatzberg

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Ich sehe es als großes Privileg, meine heutige Schitour von meiner Haustüre aus  beginnen zu können. Meine bereits gefellten Schi geschultert, gehe ich auf der Sonnseite Waidhofens (Ortsteil Zell) an Einfamilienhäusern und Neubauten vorbei…

…über die Ybbsbrücke. Mein Blick stadteinwärts gewandt, zeigt mir meinen geliebten Buchenberg (puderzuckerweiß im Bildhintergrund).

Stadtauswärts sehe ich das Kraftwerk Schwellöd mit dem angeschlossenen Kraftwerksmuseum.

Der ruhelose Stadtgärtner Jan schießt noch ein Foto von mir und meiner Vorfreude.

Mein Aufstieg auf den Glatzberg beginnt exakt bei der Bahnhaltestelle Kreilhof.

Im Vorjahr war nur an wenigen Tagen ausreichend Schnee für diese Tour vorhanden, und dieses „Schneefenster“ habe ich leider versäumt.

Dieses Jahr lasse ich das Schneefenster nicht ungenutzt wieder zugehen und nehme mir heute sogar frei. Viele Spuren weisen auch dem Ortsunkundigen den richtigen Weg. Und diese Spuren zeigen zudem, dass es zwischen Schneeschuhfreunden und Schitourengehern sehr wohl ein Miteinander geben kann.

Nach einem kurzen steilen Aufschwung gehe ich ein kurzes Stück gebückt durchs Staudenholz, bis ich die erste große Weidefläche erreiche.

Der Buchenberg misst zwar nur 790 Meter, aber sein weißes Haupt weist schon auf einen spürbaren Temperaturunterschied zum Tal hin.

Die Stacheldrahtzäune sind vom Landwirt extra für uns Schitourengeher entfernt worden, und so fällt das lästige Übersteigen samt Abschnallen der Schi weg.

Eigentlich meint die „blaue Stunde“ die Zeit der Dämmerung bzw. die Zeitspanne kurz vor dem Sonnenaufgang. Ich gehe aber am späten Vormittag durch eine blaue Stunde im Ybbstal – blau schattiert, dunkelblau, hellblau, weißblau, blauweiß…

Mein erster Rückblick zeigt mir schon einen Höhengewinn an.

Mit gemächlichem Schritt gehe ich an schneehaubengeschmückten Zaunpfählen vorbei.

Die Aufstiegsspur zieht mitten durch bewirtschaftete Kulturlandschaften. Im unteren Teil hat diese Schitour einiges von einer Schiwanderung.

Nur einmal muss ich eine Zufahrt queren. Unter einem sehr eigenwilligen Wolkenufo ist der Prochenberg zu sehen.

Auch hier ist wieder der Zaun geöffnet. Die Spur führt an einer kleinen Wildfütterung vorbei und quert einen Bach.

Im flacheren Osten dürften sich vor dem blauen Himmel noch Restnebelfelder befinden.

Jetzt zieht die Spur in Richtung des Bauernhauses Obergrasberg und des markierten Sommerweges.

Noch bevor das Bauernhaus erreicht wird, schwenkt die Spur nach links in einen Ziehweg ein.

Seltener begangen wird der Aufstieg von der Weyrerstraße übers Untergrasberg. Dieser Aufstieg trifft ebenfalls beim Bauernhaus Obergrasberg mit meiner heutigen Route zusammen.

Jetzt wandelt sich die Landschaft, und mein Lieblingsabschnitt beginnt.

Auf einem Ziehweg geht es in leichter Steigung bergauf.

Ich erreiche die große Wiesenfläche, welche auch vom Tal eingesehen werden kann. Hier werde ich in der Abfahrt wieder auf den Aufstiegsweg treffen. Der schönere Schiaufstieg bleibt nämlich nicht am markierten Sommerweg, sondern zieht links davon in den Wald.

Die Kälte hat den Schnee an den Bäumen festgefroren.

 

Immer näher rücken die Bäume zusammen, aber für die eingefädelte Spur bleibt immer genug Platz.

GlatzbergSchi_045 (CC)Ich erreiche den letzten Anstieg schon fast direkt unter dem Gipfel im Hochwald.

Jetzt werde ich von den Baumwipfeln mit Schneepölstern beworfen. Links von mir, und immer wieder vor mir, rummst es dumpf und staubt in weißen Schneefontänen hoch.

Ich stelle meinen Kragen hoch, ziehe die Haube tiefer in mein Gesicht und schließe sämtliche Reißverschlüsse. Sollte mich so eine Ladung erwischen, würde mir der Schnee durch sämtliche Kleideröffungen an die Haut gehen.

Wind und Kälte sind die „Schnee-Galvanisierer“ dieser dekorativen Skulpturen.

GlatzbergSchi_057 (CC)Für mein heutiges Gefühl erreiche ich viel zu schnell den Gipfel. Ich wäre noch gerne ein Weilchen weitergewandert. Zu meinen Schitourenanfängen, es ist noch gar nicht so lange her, war ich bei diesem Anblick jedesmal verschwitzt und erleichtert.

Mittlerweile zum dritten Mal in diesem Blog: Gipfelkreuz Glatzberg (904 m), einmal bei meiner wunderbaren Runde über den Hütterkogel (Hütterkogel – ein Kleinod im Ybbstal) und ein anderes Mal über den Grat von Atschreith (Auf einem der schönsten Wege im Ybbstal auf den Glatzberg).

Mittlerweile hat der Sonnenschein das Maximum seiner Tageskraft erreicht, und ich genieße die Aussicht nach Süden. Der Waldrücken direkt vor mir ist der Glashüttenberg (868 m).

Haller Mauern, Gamsstein, Stumpfmauer, Buchsteine, und, und, und…

Ich erlebe noch eine besondere Begegnung am Gipfel. Seit ich die umliegenden Berge besuche, sehe ich Gipfelbucheinträge der Maria K. Liebevoll, mit goldenem Klebestern und grünem Stift verziert, fallen diese Einträge sofort ins Auge. Wie ein nicht zu fassendes Phantom erschien sie mir, diese Maria K. – bis heute. Am Gipfel des Glatzberges habe ich sie jetzt endlich kennengelernt.

Maria ist ohne Schi und sogar ohne Schneeschuhe am Gipfel. Für mich kommt jetzt der schwierigere Teil des ganzen Unternehmens. Meine Abfahrt bei nicht so idealen Schneebedingungen und nicht so idealen Fahrkünsten.

Die Spur führt mich im oberen Teil ein Stück den markierten Weg entlang, um dann aber auf der großen Wiese…

…direkt auf den Ziehweg unterhalb zuzustreben. Das alles spielt sich, von den Waidhofnern unbemerkt, über deren Köpfen ab. Selbst noch über jenen der Pilger auf dem gegenübeliegenden Sonntagberg (712 m).

Hier fällt mir wieder meine Einleitung zu diesem Bericht ein, dass ich ein Priveligierter bin, der von der eigenen Haustüre weg, zu Fuß, solche Landschaften besuchen kann.

Ich treffe wieder auf meine Aufstiegsspur. Jetzt geht es links und rechts Derselben ins Tal. Für die Oberschenkel ist der lange Ziehweg noch eine Herausforderung, aber bei guten Bedingungen, vor allem wenn es nicht eisig ist, gelingen mir sogar ein paar Schwünge am schmalen Weg.

Wer den Eibenberg (779 m) mit seinem aussichtsreichen Kamm besuchen will, sollte dies bald tun, da die aufgeforsteten Schläge schon bald bis in Augenhöhe zugewachsen sein werden und damit der eigentlich Lohn dieser Besteigung, die wunderbare Aussicht in das Ybbstal, nicht mehr möglich sein wird.

An den grauen Nebelschleiern kann ich die Nebelgrenze zwischen Waidhofen und Kematen erkennen.

Im Anstieg ca. 665 Hm und zurückgelegte Strecke ca. 7 km.

 

Quellen

Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Lenzenweger (2009): Eisenwurzen, Nationalpark Kalkalpen, Wanderführer, Bergverlag Rother, München.

Pöll (1979): Zwischen Sonntagberg und Ötscher, 40 Rundwanderungen, Niederösterr. Pressehaus, St. Pölten.

Steffan/Tippelt (1977) Ybbstaler Alpen, AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Tippelt (1995): Wanderführer Ybbstal & Ötscherland, Ennsthaler Verlag, Steyr.

Epilog

21. Februar 2009

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf der Hohen Warte hat ermittelt, dass in Mariazell 257 cm, oder in Lunz am See 256 cm Schnee gefallen ist. Damit verbunden ist ein dramatischer Anstieg der Lawinengefahr, der dazu führt, dass wiederum von Salzburg ostwärts bis zu den Ybbstaler Alpen in Niederösterreich teilweise die Lawinenwarnstufe 5 ausgerufen werden muss. Dies passiert nur sehr selten, und dabei handelt es sich um die höchste Warnstufe in der Skala.

Der 21. Februar 2009 ist ein solcher Tag, und darum besuchen Reinhard und ich den Glatzberg.

Ich gehe nicht zu Fuß, denn Reinhard holt mich mit seinem Wagen ab. Neben autohohen Schneewänden finden wir gerade noch ausreichend Parkfläche an der Bahnhaltestelle Kreilhof.

Bei besseren Schneebedingungen haben wir den Glatzberg noch nie besucht.

Noch niemand war unterwegs und hat gespurt. We are the first. Auch wir spuren weniger, als dass wir uns durch die Schneemassen wühlen. Reinhard geht vor und ich bin in diesem Moment sein größter Fan.

Noch gibt es diese unglaublich schneereichen Winter. Aber mindestens ebenso oft gibt es die schrecklich schneearmen Winter. Auffällig ist, dass es bis Weihnachten fast keine anhaltenden Schneefälle gibt, und die großen Niederschläge erst im Jänner und Februar fallen.

Bei so viel Schnee hat man Sorge, dass er nie wieder weggehen wird und dieser Winter für immer bleiben will. Zumindest plustert er sich in diesen Tagen ganz schön auf.

Nach seiner mühsamen Spurerei, endlich am Gipfel,  beschließt Reinhard einen steilen Schlag abzufahren und wieder aufzusteigen. Mir ist das nicht ganz geheuer, und darum  nehme ich die Normalroute.

Die echten Schwierigkeiten beginnen bei meinem Versuch, abzufahren. Für dieses gewaltige Übermaß an Schnee ist es nicht steil genug! So stapfe ich die Abfahrtsstrecke, die in diesem Moment ihren Namen nicht gerecht wird, abwärts. Es ist einfach unfassbar. Ich glaube noch, dass zumindest Reinhard Abfahrtsfreuden genießen kann. Aber wie ich danach erfahre, steckt er im selben weißen Dilemma.

Auch die steilsten Abschnitte muss ich bergab gehen!

Bei jedem Schritt sinke ich trotz meiner Schi tief ein. So stelle ich mir den Untergang im Moor vor, nur dass mich hier Schnee in seine grundlose Tiefe saugt und fast nicht mehr los lässt.

Von meinem Überlebenskampf in den weißen Massen gibt es leider keine weiteren Fotos. Man kann sich aber die fehlenden Bilder gut vorstellen: Konturlose weiße Flächen, mitunter grau schattiert. Der Schnee als Gleichmacher, keine Ecken und Kanten nur noch Rundungen. Dort und da ein feucht-schwarzer, im Schnee ertrinkender Baum, der seinen ebenfalls ertrinkenden Mitbäumen hilfesuchend seine Äste reicht. So oder so ähnlich darf man sich das vorstellen.

Die Schitour war schon eine Besonderheit und ich bin neugierig, ob sich diese Verhältnisse wieder einmal ergeben. Ich bin jederzeit bereit, mich wieder in ein solch wunderbares Kuriosum zu begeben. Hoffentlich bekomme ich noch einmal die Chance dazu.

FIN

 

 

 

No-go! Ganz schlimm…

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Bei der Recherche im Internet fand ich nicht viele Informationen zu meinem heutigen Tourenziel, aber dafür einen lustigen Eintrag: Eine Restaurantkritik mit der Überschrift: „No-go! Ganz schlimm…“.

Goganz klingt wie eine Name aus Tolkiens phantastischem „Herr der Ringe- Universum“. Goganz könnte der Name eines mächtigen Zauberers oder gar eines fürchterlichen Orks in diesem Roman sein. Er könnte aber auch einem kleinen großfüßigen Hobbit gehören. Ich mache mich also auf die Suche, und zu meinem Glück muss ich mich nicht in die stinkenden Abgründe Mordors begeben, sondern ich finde den Goganz in der kleinen Gemeinde Gresten-Land.

Ich parke mein Fahrzeug beim „Hammer unterm Oberhaus“. Die unverputzte, ziegelschöne Rückseite ist am Titelbild zu sehen. Für Nutzer eines Navis kann ich diesmal sogar eine Hausnummer angeben…

…Gamingerstr. 12 in Gresten, auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Diese Wiese oberhalb des Bauernhauses ist der Ausgangspunkt und zugleich der Zieleinlauf.

Gleich bei dem kleinen Brücklein starte ich meine Kurztour. Auf einem Schild findet sich die Bezeichung „Ybbsbachpromenade“. Eigenartig ist, dass in den Karten ein Brettlbach verzeichnet ist, und in einer anderen Beschreibung ist überhaupt von der „Kleinen Erlauf“ die Rede.

Für alle, die mit Hunden nicht so viel Freude haben, muss ich den bellenden aber offensichtlich friedfertigen Haushund erwähnen. Dieser begrüßt Neuankömmlinge lautstark, und man möchte nicht aus dem Auto aussteigen. Aber letztlich lässt er mich schwanzwedelnd in Ruhe.

Mein erster Tiefblick zur Bundesstraße und zum Ausgangspunkt.

Der Schnee auf der hochreichenden Wiese ist schwer und pappig. Es scheint, als will er mir mit Ungemach drohen, sollte ich in der Abfahrt nicht achtgeben.

Solch eine Wiese würde sich auch in Waidhofens Umgebung finden. Aber das Spannende sind nicht die vernichteten Höhenmeter oder die Abfahrt, sondern die neuen Aus- und Einblicke in meine unmittelbare Heimat. Ganz neue Berge wachsen in meinem sich weitenden Blickfeld hoch. Den einen oder anderen formschönen Kogel habe ich beim Kartenstudium einfach übersehen, und jetzt posiert er, meine Begehrlichkeit weckend, vor mir.

Der Hang besitzt die ideale Steilheit, um es bei Neuschnee so richtig stauben zu lassen.

Ich gelange ans Ende der Freifläche und muss meine Schi abschnallen, um über den Stacheldrahtzaun zu gelangen.

Gleich danach überquere ich einen Forstweg und gelange so zum markierten Weg. Ich folge diesem durch den Wald. Aber ebenso gut hätte ich auf der Forststraße bleiben können, denn diese trifft nach wenigen Metern mit dem Weg aus dem Wald zusammen.

Eine vermummte Gestalt eilt mit raschen Schritten an mir vorbei und kann dabei gar nicht die Zeit finden, diese vom Winter verzauberte Landschaft zu betrachten.

GoganzSchi_017 (CC)

GoganzSchi_019 (CC)Nur ein kurzes Stück gehe ich auf dieser Forststraße, denn schon bald öffnet sich der Wald…

…und gibt den Blick auf den Gipfel frei.

Zuvor besuche ich aber noch diesen mistelbehafteten Baum mit seiner Kapelle.

Sie heißt „Kapelle zur heiligen Familie“.

Der Schwarzenberg (958 m) steht wuchtig vor mir, dass er nicht einmal ein Tausender ist, sieht man ihm nicht an.

Rechts der Bildmitte ist der Prochenberg (1123 m) zu erkennen.

Bei dem kleinen Bauernhaus unter dem Goganz treffe ich auf eine große Gruppe Rodler. Sie werden mit dem Traktor vom Bauernhaus Reitbauer ca. 2 km herauftransportiert, um danach auf der schneebedeckten Straße wieder abzufahren. Danach werden sie wieder herauftransportiert und dieses Spiel wiederholt sich mit dem jungen Traktorlenker als ländlichen Sisyphos. Es juckt mich sehr, mir ebenfalls eine Rodel auszuborgen. Dummerweise mache ich es nicht. Jetzt finde ich es schade, und ich ärgere mich über meinen Mangel an Spontanität.

Jetzt will ich aber zum großen Gipfelkreuz.

Schon fast am Gipfel, kann ich in der Rückschau auf das langgezogene Gresten blicken. Unterhalb sehe ich zum Bauernhaus bzw. zur Jausenstation, über den bewaldeten Rücken links im Bild bin ich angestiegen.

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto mit Schi (Goganz 743 m). In Osttirol habe ich über die besonders großen Heimkehrerkreuze gestaunt. Mit solchen Zeichen auf den Bergen findet jeder wieder nach Hause, dachte ich mir damals. Am Goganz ist ebenfalls ein besonders hohes Kreuz errichtet worden. Es wurde 1985 aufgestellt und ist der Nachfolger des ersten, bereits 1952 errichteten Kreuzes.

Hier zieht eine Spur auf einer beliebten Wanderroute in Richtung Dienstbergsattel.

Zwischen den Bäumen blitzt weiß der Ötscher durch.

Links der Schwarzenberg und rechts der Buchberg (871 m)

Welcher dieser Berge der Egger Berg (1134 m) oder der Spitzkogel (1109 m) oder einer der anderen begehrten Tausender Niederösterreichs ist, kann ich beim besten Willen nicht sagen.

Rechts meines Aufstiegsweges zieht ebenfalls eine Schispur zum Gipfel. Ich glaube, dass ich bei einer Abfahrt über diesen Hang zumindest in die Nähe meines Autos kommen könnte. Aber vielleicht muss ich dann mehr Zäune übersteigen, und der Schnee lädt auch nicht gerade zu Experimenten ein. Darum fahre ich meinen Anstiegsweg ab.

Meine Abfahrt gestaltet sich nicht ganz so wie befürchtet, und mir gelingen sogar ein paar schöne Schwünge. Wieder beim Bauernhaus angelangt, freue ich mich über diese freundlichen Abschiedsworte…

Im Anstieg ca. 340 Hm und zurückgelegte Strecke ca. 4 km.

Quellen

Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

 

Pöll (1979): Zwischen Sonntagberg und Ötscher, 40 Rundwanderungen. Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten.

Steffan/Tippelt (1977): Ybbstaler Alpen. AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Tippelt (1995): Wanderführer Ybbstal & Ötscherland. Ennsthaler Verlag, Steyr.

Wilhelm Haberfehlner mit einer Beschreibung auf der Seite des Amstettner Alpenvereines.

Nöhwilassi Prochenberg

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Wintereinbruch in den Ybbstaler Alpen. Der Schneefall war vorhergesagt, aber diese luftigenSchneemengen habe ich nicht erwartet. Der jährliche Prochenberglauf fand vorige Woche noch im aperen Gelände und mit Läufern in Turnschuhen statt. Über die Nachtstunden hat es aber ausgiebig geschneit, und beim Blick aus meinem Fenster entscheide ich mich gegen die Eisenerzer Alpen (dort wollte ich ursprünglich hin) und besuche den Prochenberg mit Schi. 

Sogar für eine hohe Lawinenwarnstufe 4 reicht es an diesem Sonntag. Es ist schon ein wildes Gebirg‘, diese Ybbstaler Alpen.

Auf der Straße von Ybbsitz nach Maria Seesal, an den Welser Werken vorbei, gelangt man zur Ungermühle bzw. dem Gasthaus Tatzreiter.

Auf die Idee, heute den Prochenberg zu besteigen, sind auch andere Tourengeher gekommen.

Vom Parkplatz gehe ich auf der Straße einige Meter die Schwarze Ois bachaufwärts, bis zu dieser schmalen Brücke.

Es gibt schon eine breite Spur, und darüber bin ich gar nicht böse. Denn bei dieser Schneehöhe und dem weichen Schnee ist das Spuren Knochenarbeit. Ein Dankeschön an die Unermüdlichen vor mir.

Auf den Bäumen liegt nicht nur Schnee, sondern vom dahinter liegenden Kuhstall auch warmer Stallgeruch, und statt Vogelgezwischer wie im Frühling, höre ich ob des warmen Stalles, behagliches Muhen.

Weniger behaglich schaut es außerhalb der geschützen Räumlichkeiten aus. Jetzt kann meine Alleskönner-Outdoor-Verkleidung beweisen, dass sie jeden Euronen, den ich bezahlt habe, auch wert ist.

Ich gelange zur Schlüsselstelle des Anstieges. Es wird schmal, steil und glatt. Weniger geübte Tourengeher werden von diesem Schupferl regelrecht abgeworfen. Ohne Hilfe der Bäume rundum wäre die Schitour für so manchen hier jetzt zu Ende.

Wenn man die Schlüsselstelle aber bezwingen kann, geht es sehr freundlich über Wiesen und durch den Wald weiter, ein kurzes Stück sogar parallel zur reichlich mit Schnee bedeckten Straße. Diese Straße wird ein Stück weiter oben gequert.

Hinter dieser undurchsichtigen Schnee- und Wolkenwand könnte sich auch ein Viertausender verbergen. Ich bin froh, dass es der Prochenberg ist, denn damit habe ich die Möglichkeit zum Mittagessen wieder daheim zu sein.

Gut eingepackt (meine Funktionskleidung funktioniert) bewege ich mich wie in einem schalldichten Raum. Kein Geräusch dringt durch die geflockten Dämmschichten des Schnees.

Am Hang oberhalb der Hofzufahrt erreiche ich das Bauernhaus Modelsberg.

Jetzt führt mich die Spur, in direkter Linie an Obstbäumen vorbei, bis auf Höhe der Haselsteinmauer.

In meiner Wanderbeschreibung vom 27.11.2011 ist dies die „verwachsene Forststraße“ unter der Modelwiese.

Ich bin schon geraume Zeit ganz alleine unterwegs. Noch immer ist der Berg in eine  hörbare Stille getaucht.

Die Bäume des Festplatzes (alljährlich Bergmesse und Blasmusik) verdecken die dahinter aufragende Haselsteinmauer mit dem Heimkehrerkreuz (904 m).

Nur ein kurzes Stück des bisherigen Aufstiegsweges führte durch Wald. Jetzt ändert sich das Bild. Bis zum Gipfel gibt es keine Weideflächen mehr. Nur ein großer Schlag bietet noch eine größere Freifläche.

Der Blick zurück gleitet in weiße Trübnis ohne Horizont.

Die Schispur führt den markierten Sommerweg entlang bis zur Forststraße mit den gelben Wegweisern.

Hier führt über den Schlag der direktere Anstieg zur Prochenberghütte.

Im Winter wird zumeist nicht der Gipfel, sondern nur die Hütte besucht. Ich will aber zuerst zum Kreuz und bleibe daher auf der Forststraße.

Welcher Jahreszeit der Februar zuzurechnen ist, wird mir sehr eindrücklich vor Augen geführt.

In Gipfelnähe stürzt die Sichtweite auf nur wenige Meter ab. Daraus resultiert die mostviertler Bezeichung für voller Nebel = „Nöhwilassi“.

Die Straße zieht zwischen Gipfelkreuz und Hütte hoch, und jetzt ist es für mich an der Zeit, die Hüttenzufahrt in westliche Richtung zu verlassen.

Es ist nicht weit, und ich spure bis zum Gipfelfelsen. Auf dem Felsen kann ich das Kreuz schon erkennen.

Und für diese wenigen, zugegeben steilen Meter, brauche ich zwanzig Minuten. Durch meterhoch eingewehten, grund- und bodenlosen Schnee wühle ich mich hoch. Alles nur, um zu diesem Foto zu gelangen. Gipfelfoto Kreuzkogel (Prochenberg) 1123 m.

Es ist kalt da oben, sehr kalt. So eile ich fluchtähnlich zur nahen Prochenberghütte.

Der kleine Winterraum ist offen. Ich trinke meinen nur noch lauwarmen Tee und esse meine Schitouren-Manner-Schnitten.

ProchenbergSchi10022013_059 (CC)

Zu Beginn meiner Abfahrt geht es durch einen Baumslalom. Für einen Riesentorlauf stehen die Bäume zu eng.

Sehr bald erreiche ich wieder die Modelwiese. Diese fahre ich fast in direkter Linie ab, weil einfach zuviel Schnee liegt und ich nach zwei Schwüngen fast steckenbleibe.

Ich erreiche das Bauernhaus Modelsberg, und weil die nächsten Hänge auch nicht besser zu fahren sein werden, bleibe ich auf der Straße. Diese hat sich in eine wunderbare Skipiste verwandelt, und ein kurzes Stück bleibe ich auf ihr. Nur den letzten Hang „surfe“ ich wie auf einer Welle bis zum Strand bzw. zur Brücke.

Ich setzte meine Eroberung des Nahen weiter fort…

 

Im Anstieg ca. 745 Hm und zurückgelegte Strecke ca. 9 km.

Quellen

Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Baumgartner (1996): Wanderparadies Voralpen Zwischen Mostviertel und Mariazeller Bergland, Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten.

Pöll (1978): Zwischen Enns und Erlauf, 40 Rundwanderungen, Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten.

Steffan/Tippelt (1977) Ybbstaler Alpen, AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Tippelt (1995): Wanderführer Ybbstal & Ötscherland, Ennsthaler Verlag, Steyr.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Epilog

Erinnerungsfotos eines Schitourennovizen vom 28. Jänner 2006 .

Es gab noch eine alte Holzbrücke in der Nähe des Gasthauses.

Dieses Teilstück geht man jetzt mit geschulterten Skiern auf der Straße. Das Brücklein ist ca. 150 Meter weiter vorne.

Aber danach ist alles gleich, sofern der Schnee es zulässt und der Erstspurer sich an den „richtigen“ Verlauf erinnern kann.

Ohne Worte.

Die „Schlüsselstelle“ gleicht einer Bobbahn. Ich hatte ganz schön zu kämpfen, so ganz ohne Erfahrung und Technik.

Offensichtlich war dieser Tag im Jänner angenehm warm.

Der Ötscher grüßt mich mit einem unsichtbaren Nicken. Ich verspreche einen baldigen Besuch.

 

FIN

 

 

 

 

Größtenberg bei Gaflenz und Hirschkogel

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Den langgezogenen Bergrücken, der mit seiner höchsten Erhebung, dem Wetterkogel (1115 m bzw. 1111 m), das Ybbstal von Oberland trennt, habe ich bereits vom Saurüssel bei Weyer bis zum Glatzberg (904 m) überschritten. Die direkten Zustiege von Gaflenz kenne ich noch nicht. Darum will ich heute über das Bürgertal bei Gaflenz auf den Hirschkogel gehen.  Bei noch ausreichender Schneelage idealerweise mit Schi. Mit einem kleinen Umweg gibt es auch einen Bonusgipfel fürs Tourenbuch, den 907 Meter hohen, bewaldeten Größtenberg.

Schmutzig grau ist der Himmel, selbst der Schnee scheint mausgrau diesen zu imitieren. Ich parke mein Fahrzeug am Straßenrand und gehe mit den Skiern auf der Schulter zu diesem Bauernhaus (Wieden).

Gleich hinter dem Bauernhaus kann ich die Ski anschnallen und den gut markierten Weg durch das Bürgertal nehmen. Für den Aufstieg liegt noch genug Schnee, ob die Abfahrt bis hierher auch möglich sein wird?

Ich brauche diese einsamen Touren. Sogar das Wetter passt mir so wie es ist. Es ist eine inwendige Angelegenheit. Nicht reden müssen, trödeln zu können, langsam sein dürfen. Nichts Spektakuläres erwartet mich. Viel bereits Bekanntes, Vertrautes aber auch Neues. Nicht nur außerhalb, auch in meinem Kopf.

Der Weg ist nicht zu verfehlen. Zum einen gibt es gute Markierungen, zum anderen folgt der Anstieg einem logischen Verlauf.

Einmal sieht es so aus, als würden den Bäumen Beine wachsen…

…dann entdecke ich die Stimmgabel des Waldes, mit der der Westwind seinen Kammerton findet.

HirschkogelBuerger_015 (CC)Die jungen Nadelbäume sind noch mit Winter vollbepackt. Einzigartig verschwiegen ist die Landschaft.

So etwas habe ich auch noch nicht gesehen. Auf einer Aufforstungsfläche befindet sich auf jedem Schneehügel…

…ein Gipfelkreuz? Grabkreuz? In Afrika gibt es Elefantenfriedhöfe, und bei uns Friedhöfe für katholischer Waldmäuse? Wo werden die Waldmäuse anderen Glaubens begraben? Fragen über Fragen bedrängen mich bei diesem Anblick. Darüber nachsinnend gehe ich weiter.

Ich zweige vom markierten Weg ab, um auf den Rücken des Größtenberges zu gelangen. Durch eine Schneise im Buchenwald gelange ich in kurzer Zeit zum bewaldeten Grat.

Ein kurzes Stück am „Grat“ entlang…

…bleibt mir der Ausblick zu Breitenauer Spitz (1142 m) und Gaflenzer Kaibling (1167 m) verwehrt.

Ich erreiche das Gipfelplateau, und mangels Vermessungszeichen oder erkennbarer Erhöhung entscheide ich, den Gipfel hier zu sehen.

Obligatorisch und unverzichtbar Gipfelfoto: Größtenberg (907 m).

Beim Weiterweg bleibe ich am „Grat“, bis ich wieder zum eigentlichen markierten Aufstieg gelange.

Nochmals quere ich eine Forststraße und komme zum vorletzten Anstieg.

Der ganze Aufstieg zeichnet sich durch das Fehlen jeglicher Schwierigkeit oder Steilheit aus. Er führt immer in einer milden Steigung aufwärts. Orientierungsschwierigkeiten macht diese Tour ebensowenig. Der nordseitige Anstieg lockt mich auch mit einer  schattigen Sommerbegehung.

Nach einer letzten Querung komme ich ein wenig oberhalb der alten Amstettnerhütte zu den Skipisten der Forsteralm. Bemerkenswert ist, dass diese Hütte 1931 auf oberösterreichischem Gebiet errichtet wurde und der Neubau nicht weit davon entfernt 1959 auf niederösterreichischem Gebiet. Ich kann oberhalb der Piste den bereits einmal beschriebenen letzten Wegabschnitt (Von den Malediven zum Hirschkogel) gehen.

Duden: der Wíndstrích, plural die -e, die Richtung des Windes, und die Linie, wodurch selbige angedeutet wird

An diesen Bäumen hat sich diese Linie materialisiert. Hier hat jeder Baum, aber auch wirklich jeder, seine eigene Linie.

Wie ein Westalpen-Gipfelkreuz, von Kälte und Sturm gezeichnet, präsentiert sich das Kreuz am Hirschkogel sogar mit Anraum.

Ich gehe noch ein kurzes Stück zum höchsten Punkt und betrachte den möglichen Weiterweg am Bergrücken. Auch die Landesgrenze zwischen Oberösterreich und Niederösterreich verläuft diesen entlang. Ob man ihn in seiner ganzen Länge auch mit Ski überschreiten kann? Warum nicht. Wieder ist eine Idee entstanden. So geht’s mir ständig. Ich muss sehr gesund sehr alt werden, um nur einen Bruchteil dieser Ideen zu verwirklichen.

Für den Rückweg nutze ich die Skipiste und biege oberhalb der Amstettnerhütte ab.

Für ein kurzes Stück lege ich nochmals Felle an. Ohne Felle ist auch der kürzeste  Antstieg sehr mühsam. Danach fahre ich neben der Aufstiegsspur ab. Geradeso reicht der Schnee noch, um ohne einzufädeln durch den Wald zu kommen. Im unteren Teil bleibe ich auf der Forststraße.

Am guten Schluss rascheln meine Ski schon am Straßenschotter. Das letzte Stück trage ich meine „Steinki“. Weiterfahren käme einer mutwilligen Skiquälerei gleich, das will ich meinen Gefährten nicht antun.

Diese Tour gleicht eher eine Skiwanderung. Die Abfahrt durch den Wald kann aber bei großen Neuschneemengen schon Fahrfreude aufkommen lassen. Ich werde aber sicher wiederkommen und diese Tour wiederholen, auch im Sommer aufsteigen und eine Runde drehen. Die Eroberung des Nahen bereitet mir großes Vergnügen und wird fortgesetzt.

Im Anstieg ca. 660 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 10 km.

Meine Quellen

Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Lenzenweger (2009): Eisenwurzen, Nationalpark Kalkalpen. Wanderführer, Bergverlag Rother, München.

Steffan/Tippelt (1977): Ybbstaler Alpen. AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

 

Auf den Schienen der Ybbstalbahn

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Diesen Fußmarsch auf den Gleisen der eingestellten Ybbstalbahn von Waidhofen/Ybbs nach Ybbsitz wollten wir noch unternehmen, bevor die Bahntrasse ihrer Schienen beraubt, oder gar selbst unwiederbringbar zerstört wird. Diese Wanderung ist gewissermaßen unser Abschied von einer einzigartigen und denkwürdigen Institution des Ybbstales.

Wir starten bei „unserer“ Haltestelle Kreilhof. Bis zum Bahnhof Gstadt wird dieser Streckenabschnitt noch von der Citybahn befahren.

Die Gärten an der Haltestelle sind sehr gepflegt und haben die schneereichen Wintertage gut überstanden.

Entlang der stark befahrenen Bundesstraße gehen wir von verwunderten Autofahrern angestarrt, konsequent auf den Schienen.

Allerdings müssen wir bald von den Gleisen, denn für drei ist auf der Schmalspur einfach zuwenig Platz…

Auf dem Abschnitt zwischen Waidhofen und Gstadt wird der Gleiskörper noch für die City-Bahn instandgehalten. City-Bahn ist für mich nominell die Vorstufe zur U-Bahn, somit zeigt Waidhofen/Ybbs ihr weltstädtisches Selbstverständnis als City. Allerdings haben sich die Bezeichnungen City-Tower für unseren Stadtturm und Downtown für die Innenstadt noch nicht durchgesetzt.

Wir gehen an der Zentrale der Firma Bene Büromöbel vorbei. Das eigenwillige, preisgekrönte Gebäude wurde von Laudris Ortner entworfen.

So sieht die Einfahrt im Bahnhof Gstadt für den Lokführer aus.

Von hier an kann uns kein Zug mehr begegnen, der zugbefreite Streckenabschnitt beginnt.

Schon an den ersten Schienenmetern empfinde ich Trauer für diese in Stich gelassene Bahnstrecke.

Das Gleis rechts im Bild führt immer die Ybbs entlang, oft eng an Felswände gedrückt, durch einen Tunnel bei Opponitz, nach Hollenstein, Lunz am See und Kienberg Gaming.

Wir zwängen uns an den Absperrgittern der denkmalgeschützten Fischbauchträgerbrücke vorbei und überschreiten die höhere der drei Ybbsbrücken in diesem Bereich.

Im Vordergrund die alte Straßenbrücke und dahinter die neu errichtete.

Wir klettern immer seitlich an den Gittern vorbei. Dieses Vorbeischwindeln an den Sperrgittern ist der schwierigere Part an diesem Unternehmen.

Haltestelle Schütt. Kein Aufenthalt. Weiter geht’s.

Uns fasziniert die Rückeroberungskraft der Natur. Der große Reiz an dieser Wanderung findet sich auch in den vielen kleinen Kunstwerken, auf, zwischen und neben den Schienen.

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Diese Gitter sind wirklich lästig, vor allem wenn es seitlich gleich steil abwärts geht.

Ab der Haltestelle Steinmühl verläuft der Schienenstrang parallel zu unserer bevorzugten Laufstrecke (Radweg von Waidhofen nach Ybbsitz).

Die Ybbstalbahn ist wirklich die wunderhübsche Schmalspurschwester der Mariazellerbahn.

Praktische Bauernhände nutzen klug die stillgelegten Gleise auch zu anderem.

In der nahen „Ferne“ ist der Maisberg schon zu sehen.

Lange 25 Jahre halten soche Holzbohlen, und diese hier haben ihre Zeit schon abgelegen. Die Müdigkeit ist den geschundenen Schwellen anzukennen, trotzdem blühen sie noch ein letztes Mal aus ihren Rissen und Schrunden. Auch im Vergehen kann soviel Schönheit liegen.

Spöttisch-liebevoll wurde die Ybbstalbahn auch „Schafkäsexpress“ genannt. Sie nahm  ihren Betrieb am 9. März 1899 auf und beendete ihn am 11. Dezember 2010.

Die Schienen mit 760 mm Bosnische Spurweite suchen ihren perspektivischen Fluchtpunkt.

Der menschgemachte, starre Bahnkörper muss nach hundert Jahren weichen. Wie als Fingerzeig veranschaulichen die knospenansetztenden Bäume in ihrem steten Wandel das Beständige.

Mittlerweile sind wir beim Steigen zwischen den Schienen ganz achtsam, um die „Gesichter“ der greisen Holzschwellen nicht zu beschädigen.

Über ganzen Gleisabschnitten liegt wintermüdes Dammgras wie schützend auf den Schienen.

Die mutige Vorhut wird sich nie und nimmer wegducken.

Wir nähern uns einer der vielen Kreuzungen mit der Straße. Jede der Kreuzungen war mit einer Stopptafel versehen und damit ein sich wiederholender Autofahrerfluch.

Nicht nur die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit, auch die Patina der Schienen – der Rost.

Wir bekommen eine Ahnung, wie sich die Streckenwärter in den Zeiten vor der Einführung der Messwagen gefühlt haben müssen. Diese Streckenkontrollore sind ihre Bahnanbschnitte zu Fuß abgeschritten, um die Gleise und den Oberbau auf Schäden zu überprüfen. Bis zu 5000 km im Jahr ist so ein Streckenläufer bei jedem Wetter unterwegs gewesen. Selbst außerhalb des Dienstes konnte man sie an ihrer automatisierten Schrittweite erkennen, da diese an den Schwellenabständen ihrer Bahn eingeübt wurde.

Die letzte Haltestelle und zum Autofahrerglück auch die letzte Straßenkreuzung vor Ybbsitz ist erreicht.

Dahinter ist der Prochenberg samt Haselsteinmauer im diesigen Licht zu erkennen.

Noch eine Brücke kurz vor dem Bahnhof Ybbsitz müssen wir überschreiten,…

…um in den Bahhof Ybbsitz „einfahren“ zu können.

Die Szenerie, die uns erwartet, erfüllt jede Klischeevorstellung eines aufgelassenen Provinzbahnhofes…

Ulrich Seidl stand Pate bei dieser „Bildkomposition“. Obligatorisch und unverzichbar: Bahnhofsfoto Ybbsitz (414 m).

Unsere Schienenwanderung endet in Ybbsitz. Ich habe viele durchrüttelte Stunden auf den harten Holzbänken der Ybbstalbahn abgesessen und habe eine Modernisierung eingefordert, schneller und komfortabler müsste die Bahnfahrt sein! Danach bin ich jahrelang nicht mehr mit der Ybbstalbahn gefahren und jetzt fahren Busse!

Ich finde ein letztes symbolisches Motiv: Die untergehende Sonne spiegelt sich im Bahnhofsfenster…

Im Anstieg ca. 55 Hm und zurückgelegte Strecke ca. 8,7 km.

Senf dazu? Sehr gerne

blog@monsieurpeter.at

Quellen

Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Wikipedia über Eisenbahnstrecken und noch vieles mehr.

Wikipedia über die Ybbstalbahn und noch vieles mehr. 

Kleiner Ötscher & Schwarzer Ötscher

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Auf überwechteten Graten, mit viel Aussicht und geringer Steigung bin ich besonders gerne unterwegs. Solchen Graten, wie zum Beispiel jenen auf den Gscheideggerkogel oder zuletzt auf den Kragelschinken, gehört meine ganze Aufstiegszuneigung. Mit dem Rücken vom Riffelsattel auf den Kleinen Ötscher begehe ich heute ein Musterexemplar dieser Spezies.

Mein erster Blick zum Kleinen Ötscher lässt mich hoffen. Die Wetterprognose verkündet fürs Flachland entweder Nebel oder Wolken, und nur in den Bergen sollen diese Lichtbremsen aufreißen.

Oetscherkl_003 (CC)Es ist noch sehr wenig los im Schigebiet Lackenhof. Ich parke mein Auto in der Nähe der Großen Ötscherpiste und beginne mit meinem Aufstieg auf der mittelschweren Riffelabfahrt. Die Kennzeichnung der Pisten in blau, rot und schwarz gilt kurioserweise auch für die Aufstiegsrichtung. Dieses System ist ganz schön durchdacht.

Oetscherkl_006 (CC)Oetscherkl_005 (CC)Ich muss mir die Piste noch nicht mit Schifahrern teilen. Die Lifte haben eben erst geöffnet, und noch gibt es keinen Gegenverkehr. Bei Pistenaufstiegen fühle ich mich oft wie ein Geisterfahrer. Irgendwie habe ich dabei das Gefühl, etwas Unrechtes, Unschickliches zu tun. Sehr wohl teilen muss ich die Abfahrt mit ein paar anderen Schitourengehern. Die wollen alle auf den Großen Ötscher. Auf dem war ich aber auch mit Schiern schon und das sogar in meinen Schitourenanfängen.

Oetscherkl_013 (CC)Die Nordabbrüche über dem Riffelboden.

Oetscherkl_009 (CC)Ich erreiche den Riffelsattel. Es pfeift und wolkt und nebelt. Die ersten Schifahrer kommen mir entgegen. Hier endet meine Geisterfahrersimulation, und ich kann endlich die Piste verlassen.

Oetscherkl_015 (CC)

Oetscherkl_017 (CC)Eine Spur wuselt schon eilig über den Sattel.

Oetscherkl_020 (CC)

Oetscherkl_021 (CC)In Schnee erstarrte Brandungswellen eines jährlich wiederkehrenden weißen Meeres dulden die ebenfalls jedes Jahr wiederkehrenden Schitourengeher.

Oetscherkl_022 (CC)Selbst das laute Brausen der tosenden See ist in den Brandungswellen miterstarrt.

Oetscherkl_029 (CC)Oetscherkl_030 (CC)Mit jedem Schritt wird der Himmel blauer und der Wind nachlässiger.

Oetscherkl_032 (CC)Auf einem einzigen Foto sind die wechselhaften Wetterbedingungen des heutigen Tages zu sehen: Nebel, Wolken, blauer Himmel.

Oetscherkl_033 (CC)

Oetscherkl_035 (CC)Ein einzelner Tourengeher überholt mich, wortkarg stammelt er etwas wie: „Fell löst sich“ und deutet dabei auf meinen rechten Schi. Meinen Dank hört er schon gar nicht mehr, weil er so schnell vorbei ist und sich nicht mehr umdrehen will. Ich bin aber schon fast am Gipfel und offenbar löst sich das Fell schon, die anstehende Abfahrt vorausahnend.

Oetscherkl_040 (CC)Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Kleiner Ötscher (1552 m).

Oetscherkl_050 Ich habe eine wunderbare Sicht auf den langezogenen Rücken des Lunzer Scheiblingsteins (1622 m) mit der Scheibe und ihren jetzt verschneiten, stufenförmigen Absätzen (rechts).

Links im Bild ist mit dem Bärenleitenkogel (1635 m) die eigentlich höhere Erhebung zu erkennen. Trotzdem wurde dieser Dürrensteinausläufer nach dem niedrigeren Gipfel benannt.

Oetscherkl_041 (CC)Eine dicke Nebeldecke liegt über dem Tal im Westen.

Oetscherkl_043 (CC)Rechts der Bildmitte ist gerade noch das weiße Haupt des Dürrensteins (1878 m) zu erkennen. Der Waldberg vor mir in der Bildmitte müsste der Saurüssel (1348 m) sein, und ich traue meinen Augen nicht, gleich dahinter ragt ein Goganz 1434 Meter in die Höhe. Ohne Frage ein wichtiges Tourenziel im heurigen Jahr. Den Beginn meiner soeben beschlossenen Goganz-Sammlung habe ich am 27. Jänner 2013 (No-go! Ganz schlimm…) gestartet.

Oetscherkl_037 (CC)Nördlich von Lackenhof ragt der Rainstock (1296 m) in die Höhe.

Oetscherkl_059 (CC)Lackenhof, aber auch Göstling mit dem Hochkar, erhalten immer öfter von Wintersportlern aus dem Osten Europas Besuch. So wie ihre Vorfahren fühlen sich diese Touristen hier offenbar sehr wohl. Wieso Vorfahren wird sich so manche(r) jetzt fragen. Die Antwort ist naheliegend: Der Ötscher verdankt seinen Namen einer Ableitung vom alpenslawischen Wort „oče“ für Vater. Europa gehörte schon vor Jahrhunderten allen Europäern – zumindest ein schöner Gedanke.

Oetscherkl_060 (CC)Ich setze meine Tour nach einer ausgiebigen Pause fort. Meine Abfahrt führt durch eine Waldschneise in Richtung des in der Bildmitte erkennbaren Maißzinkens (1075 m).

Oetscherkl_065 (CC)Viele Tourengeher kommen über die „Kleine Ötscherpiste“ und anschließend durch diese Gasse auf den Gipfel.

Oetscherkl_067 (CC)Ich gelange zur Bergstation der Kleinen Ötscherpiste.

Oetscherkl_068 (CC)In der Bildmitte ist die Familienabfahrt gut zu erkennen. Dahinter „ragen“ meine weiteren Ziele auf: Roßkogel und Schwarzer Ötscher. Diese Piste will ich ein Stück abfahren, um mir dann eine nicht allzu steile Aufstiegsspur durch den Wald zu legen.

Oetscherkl_069 (CC)Die Pistenabfahrt hat Spaß gemacht. Es ist wirklich eine Familienpiste, und viele behelmte Halblinge huschen an mir vorbei. An dieser kleinen Lichtung felle ich wieder an und gehe erneut los.

Oetscherkl_071 (CC)Der Schnee trägt noch, und so gewinne ich schnell an Höhe und erreiche…

Oetscherkl_073 (CC)…den nicht gekennzeichneten höchsten Punkt des Waldmugels mit dem Namen  Roßkogel (1182 m).

Oetscherkl_074 Jetzt suche ich mir in nordwestlicher Richtung einen Zugang zum Schwarzen Ötscher.

Oetscherkl_076 (CC)Im lichten Wald finde ich einen solchen mit Leichtigkeit. Über unberührten Schnee (hier war schon länger keiner mehr) steige ich auf das Plateau des Schwarzen Ötschers.

Oetscherkl_079 (CC)Oetscherkl_083 (CC)

Oetscherkl_088 (CC)Wiederum ist kein Gipfelzeichen zu finden, und ich orientiere mich nach dem Eintrag des höchsten Punktes in meiner GPS-Karte.

Gipfelfoto: Schwarzer Ötscher (1188 m).

Oetscherkl_086

Oetscherkl_089 (CC)Ich steige nur wenige Meter ab, um nach einem kurzen Wiederaufstieg auch den Ostgipfel (1183 m) zu besuchen.

Oetscherkl_093 (CC)Schwarzer Ötscher Ostgipfel (1183 m).

Oetscherkl_097 Es ist mittlerweile sehr, sehr warm geworden. Auf einen solch sommerlichen Ausklang der Schitour konnte ich zu Beginn des Tages wirklich nicht hoffen. Mir ist heiß und ich schwitze, dabei spüre ich, wie mir „Luis-Trenker-Falten“ im Gesicht aufspringen.

Über die wenig bevölkerte Piste schwinge ich im nassen Schnee talwärts.

Oetscherkl_102 (CC)Oetscherkl_103 (CC)Dieses Jahr setzen die Berge dem Erwachen des Frühlings größeren Widerstand entgegen. Wenn es mir gelingt, diese Tage noch so zu genießen wie heute, habe ich gar nichts einzuwenden.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at

Im Anstieg ca. 860 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 11,6 km.

Meine Quellen

Oetscherkl_104 Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Schall et al. (2008): Schitouren-Atlas Österreich Ost. Schall Verlag, Alland.

Schall (1993): Genuß-Schitourenatlas Österreich Ost. Verlag Kurt Schall, Wien.

Steffan/Tippelt (1977): Ybbstaler Alpen. AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Blitztour Hochkar

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„Gach hin und schnell weg“ ist mir normalerweise auf den Bergen nicht gegeben. Weder entspricht dies meinem Naturell noch meinen konditionellen Möglichkeiten. Heute ist es aber erforderlich, weil ich unbedingt noch eine Schitour gehen will, aber auch arbeiten muss. Hochkar heißt das Zauberwort, auch schon in früheren Jahren.

Vor dem Konkurs sperrte das Hochkar mit dem letzten Apriltag seine Lifte. Das wussten viele, und somit waren am 1. Mai zahlreiche Tourengeher auf der Hochfläche anzutreffen. Heuer wurde bereits am 7. April geschlossen, und an diesem Freitag bin ich der Allereinzigste, der überhaupt auf dieser Welt weilt, hat es den Anschein.

HochkarSchi_000 (CC)

Es weht bereits ein kräftiger Föhnwind mit Böen, die mir dermaßen ins Gesicht und in den Mund fahren, dass sich meine Oberlippe über meine Nase stülpen will. Davon lasse ich mich jetzt aber auch nicht beeindrucken, schließe meinen Mund und gehe los.

HochkarSchi_002 (CC)

Trotz der bereits sehr warmen Nächte befindet sich der Schnee in guter Verfassung. Die Piste ist fest, und meine Schi hinterlassen fast keine Spuren.

HochkarSchi_003 (CC)

Der Lack ist ab. Wie auf einem Rummelplatz, dem die Lichterketten abhanden gekommen sind, schaut es auf dem Hochkar aus. Kein Surren der Liftseile, kein Knarzen der Liftstützen. Das Schigebiet scheint völlig ausgepowert am Boden zu liegen.

HochkarSchi_004 (CC)

Es gibt Landschaften, die für mich die Anwesenheit von Menschen zu ihrer vermeintlichen Vollständigkeit brauchen. Schigebiete im Frühjar sind solche Örtlichkeiten.

HochkarSchi_009 (CC)

Das Hochkar ähnelt in diesen Tagen einem Rentier, dem in Fetzen sein schmutziges Winterfell nachhängt. Das Hochkartier verliert seinen weißen Winterpelz, und sein Sommerfell ist noch nicht nachgewachsen.

HochkarSchi_010 (CC)

HochkarSchi_012 (CC) HochkarSchi_013 (CC)

Blick ins Kar bzw. Draxlerloch. Hier wäre der Aufstieg mit ein paar Höhenmetern mehr auch möglich gewesen. Gegenüber ist der Scheiterkogel zu erkennen. Links das Scheineck mit dem waldigen Schwarzenstein (1580 m) als Endpunkt. Und gegenüber vom Scheineck verläuft der Heli-Kraft Klettersteig.

HochkarSchi_014 (CC)

Glücklicherweise hat der Wind nachgelassen. Das Sturmgebell wird von Vogelsingsang abgelöst, und das ist mir bedeutend lieber. Vor allem, weil ich jetzt vor der schwierigsten Challange der heutige Tour stehe: Finde ich meinen Weg zum Gipfel ohne meine Schi abzuschnallen?

HochkarSchi_015 (CC)

Die Antwort lautet: Nein und…

HochkarSchi_017 (CC)

…nochmals nein.

HochkarSchi_019 (CC)

Wäre ich zu Beginn des Kammes nicht so faul gewesen und einige Meter abgefahren, um danach ziemlich direkt zum Kreuz aufzusteigen, hätte ich mir das Abschnallen der Schi ersparen können. Trotzdem erreiche ich den Gipfel mit den Brettln. Hier liegt noch einiges an Schnee, aber nur wenige Meter daneben kann man schon auf den Gipfelbänken Platz nehmen.

HochkarSchi_021 (CC)

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Hochkar (1808 m).

HochkarSchi_022 (CC)

Blick über die Hochfläche des Hochkars. Im Hintergrund verdeckt der Dürrenstein den Ötscher.

HochkarSchi_027 (CC)

Das Hochkar scheint eine weiße Insel zu sein.

HochkarSchi_029 (CC)

Der Gamsstein ist von der Palfauer Seite schon begehbar. Die verbliebenen Schneereste wirken bezwinglich.

HochkarSchi_030 (CC)

Eigentlich mag ich diese Touren an Arbeitstagen und unter Zeitdruck nicht. Ich kann dem Berg, der Aussicht und der Natur nicht den nötigen Respekt zollen.  Fürs Trainieren gehe ich laufen, aber nicht wandern.

HochkarSchi_033 (CC)

Einige hektische Gipfelbilder können eine genussvolle Gipfelschau nicht ersetzen.

HochkarSchi_034 (CC)

Unbeeindruckt von meiner Eile schwappt im Süden das Nebelmeer gegen schneelose Klippen.

HochkarSchi_035 (CC)

In der Nähe großer Steine oder auch von Latschen bilden sich immer wieder geräumige  Löcher unter der geschlossenen Schneedecke. Selbst bei größter Vorsicht kann man in solch einem Loch hängen bleiben und sich verletzten. Darum erfordert das Alleinegehen nochmals einen Tick höhere Aufmerksamkeit.

HochkarSchi_038 (CC)

Ich umfahre die aperen Stellen und komme ohne Abschnallen zur Piste.

HochkarSchi_039 (CC)

Die Abfahrt bereitet mir großes Vergnügen, und ein Wiederaufstieg würde mich locken. Vor allem im Bewusstsein der letzten Schitour dieses Frühjahres. Aber was soll’s, ich fahre auf kürzestem Weg ins Büro.

HochkarSchi_040 (CC)

Noch vor den Mauthäusern der Straße hat der Frühling schon Stellung bezogen.

HochkarSchi_042 (CC)

So ist es alle Jahre.

Und alle Jahre freue ich mich aufs Wandern, in der Sonne liegen und in kalten Seen baden. Und wie!

HochkarSchi_046 (CC)

Im Anstieg ca. 390 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 4,8 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at

Meine Quellen

HochkarSchi

Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

 

 


Schwarzenberg

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Wohltuend waren sie, die zurückliegenden Regentage. Kein Lockruf der Sonne scheuchte meinen Bewegungsdrang auf. Daheimbleiben, arbeiten, lesen und schlafen. So spürt sich Stallwärme an. Aber diese Ruhe ist eine trügerische und gründete in meiner Müdigkeit. Ein paar Tage geht das gut, aber heute Sonntag ist es vorbei damit. Meine Wanderseele benötigt Auslauf – möglichst in der Nähe, auf einen von mir noch unbestiegenen Gipfel.

Zwischen Ybbsitz und Gresten liegt der bewaldete Rücken des Schwarzenberges (958 m). Es gibt einen markierten Rundwanderweg, und den will ich mir, in Teilen zumindest, ansehen. Ich starte nicht von Gresten (Ybbsbachamt), sondern parke mein Fahrzeug beim Bauernhaus Kleindürnbach.

Hier wird Wasserkraft (sichtbar) in Weidezaunstrom (spürbar) verwandelt.

Schwarzenbergi_001 (CC)

Ich sehe meinen ersten Holzstoß mit Türauslassung. Aber Fenster fehlen, und vom ebenso fehlenden Rauchfang will ich erst gar nicht anfangen.

Schwarzenbergi_003 (CC)

Schon bei der Anfahrt finde ich die Wiesen und Wälder mit ihren Weiden und Bauernhäusern ungewöhnlich gepflegt und sauber, sofern Landschaften aufgeräumt und ordentlich sein können. Selbst die Kühe wirken irgendwie frisch geduscht.

Schwarzenbergi_004 (CC)

Auf einer asphaltierten Zufahrtsstraße wandere ich zum „sauberen“ Bauernhaus Hasenberg. Hier treffe ich auf die Markierung des Rundwanderweges. Noch geht es auf asphaltierter Straße weiter.

Schwarzenbergi_006 (CC)

Bevor die Markierung endlich ins Gelände führt, treffe ich auf Kühe mit verschwenderisch großen HÖRNERN. In Zeiten wie diesen sind haarbefreite Menschen und hornbefreite Kühe die Normalität. (Haare und Hörner bestehen aus derselben Grundsubstanz – aus Keratin). Nicht nur unseren Frauen, auch zunehmend kommen uns Männern die Körperhaare abhanden. Dort wo es früher wucherte und büschelte, herrscht mittlerweile kahle Fadesse.

Es gibt aber noch Menschen mit Achselhaaren und Kühe mit Hörnern. Im Moment stehen sich zwei dieser Ausnahmelebewesen gegenüber.

Schwarzenbergi_007 (CC)

Der wiederholt von Baumgartner und Tippelt beschriebene Weg vom Ybbsbachamt mündet hier ein…

Schwarzenbergi_010 (CC)

…und führt an dieser liebevoll gestalteten Tränke vorbei.

Schwarzenbergi_013 (CC)

Endlich wird aus dem Ziehweg ein Steig,…

Schwarzenbergi_014 (CC)

…der nur kurze Zeit später seinen Geist aufgibt. Oder habe ich nicht aufgepasst und ihn verloren? Das ist in diesem Gelände kein großes Malheur, und ich steige einfach ohne ihn durch den Wald hoch, bis ich wieder die rotweißroten Markierungen finde.

Schwarzenbergi_015 (CC)

Der Pfad führt über eine kleine Wiese an diesem Sender vorbei.

Schwarzenbergi_018 (CC)

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Endlich bin ich am Grat. Die Markierungen schwächeln, und auch der Weg ist mehr die Andeutung eines Steiges.

Schwarzenbergi_021 (CC)

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Und schon ist der höchste Punkt erreicht. Obligatorisch und unverzichtet: Gipfelfoto Schwarzenberg (958 m).

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Nur selten sind zwischen den Buchen auch Tiefblicke möglich. Das große Bauernhaus unter mir könnte Mehlberg sein.

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Ab dem Schwarzenberg-Gipfel gewinnen die Markierungen deutlich an Farbe. Vermutlich wird der Weg häufiger von der TVN-Spitze zum höchsten Punkt zurückgelegt.

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Blick nach Gresten.

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Geschickt schlüpfen die Baumwurzeln unter die immerfeuchte Moosdecke.

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Ich erreiche nach kurzer Zeit diesen Felsen mit Kreuz. Die TVN-Spitze ist das eigentliche Ziel der Wanderer am Schwarzenberg.

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Ich kann ohne Schwierigkeiten zum Kreuz und dem Gipfelbuch hochklettern. Das Kreuz wurde von den Naturfreunden Gresten am 17. Juni 1973 errichtet. Sieben Jahre später ernagelten sie unterhalb des Felsens eine hölzerne Unterstandhütte.

Laut Gipfelbuch befinde ich mich ziemlich genau am 15. Längengrad – aber zu sehen ist er nicht. Wäre ich jetzt in Begleitung von Kindern, würden wir ihn gemeinsam suchen. Ich würde den Kindern erklären, dass ich nicht weiß, wie er aussieht. Dass er auch mein erster Längengrad ist. Vielleicht ähnelt er einem Breitengrad, würde ich sagen. Gewiss ist der Äquator dicker und somit leichter zu finden, würde ich behaupten.

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Aus Platzmangel bringe ich mich nicht ins Bild, und darum ist das jetzt mein obligatorisches und unverzichtbares Gipfelfoto (TVN-Spitze 948 m).

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Man soll vom Gipfel eine sehr umfassende Fernsicht genießen können, vom Ötscher bis zu den Haller Mauern. Sogar der Jauerling soll zu sehen sein. Zumindest den Ötscher kann ich bestätigen.

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Eine Gruppe Mountainbiker kommt an, und alle Biker erstürmen mit ihren Radlfahrschuhen klappernd den Gipfel.

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Gleich neben der Unterstandhütte entdecke ich diese Mostviertler Version des Foucaultschen Pendels. Mit diesem Pendel lässt sich aber mehr anfangen, als nur die Erdrotation nachweisen.

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Von einer Wiese habe ich reichhaltigere Aussichten als vom Gipfel. Großer Ötscher (1893 m) und Kleiner Ötscher (1552 m)

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…Lunzer Scheiblingstein (1622 m) und Dürrenstein (1878 m).

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Am Weiterweg verstehe ich auch, warum so viele Mountainbiker zum Gipfel gelangen. Dieser Karrenweg dürfte der übliche Zugang zur TVN-Spitze sein.

Schwarzenbergi_050 (CC)

Über Ybbsitz ragt der Prochenberg (1123 m) sehr bestimmend auf. Gleich dahinter duckt sich der Maisberg (942 m). Meine Waidhofner Hausberge sind nicht mehr gut zu erkennen.

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Schwarzenbergi_054 (CC)

Ich erreiche das Bauernhaus Angelsberg und somit auch wieder die asphaltierte Straße.

Schwarzenbergi_055 (CC)

Das in ihnen schlummernde Hochprozentige sieht man diesen Beiden gar nicht an. Der „Zwetschgene“ hängt noch in den Bäumen, und mit jedem Kältetag zuckert er sich ein wenig mehr auf.

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Schwarzenbergi_059 (CC)

Ich bin mir unschlüssig, ob ich diese von mir gewählte Runde empfehlen soll. Der Aufstieg auf der Asphaltstraße, der sehr feuchte, schmutzige Ostanstieg auf den Kamm, und nicht zuletzt der Rückweg wieder über die Straße lassen mich zweifeln. Dagegen steht eine einfache Wanderung entlang der kultivierten Weiden und schöne Aussichten. Die Kammwanderung zur TVN-Spitze ist kurz, aber durch die im Spalier stehenden Buchen auch wieder abwechslungsreich. Also, im Zweifel doch eine Empfehlung.

Weil ich beim Sender und der Wiese oberhalb verabsäumt habe, ein Foto vom Goganz zu machen, fahre ich über Gresten nach Waidhofen und habe in der Abfahrt vom Schwarzenberg diesen Blick zum nahen Goganz (743 m).

Schwarzenbergi_067 (CC)

Im Anstieg ca. 400 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 6,9 km.

Senf dazu? Sehr gerne

blog@monsieurpeter.at

Meine Quellen

Schwarzenbergi_068 (CC)

Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Baumgartner (1996): Wanderparadies Voralpen Zwischen Mostviertel und Mariazeller Bergland. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten.

Steffan/Tippelt (1977): Ybbstaler Alpen. AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Tippelt (1995): Wanderführer Ybbstal & Ötscherland. Ennsthaler Verlag, Steyr.

Vier Meter zuviel für den Wetterkogel

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Die höchste Erhebung der Statutarstadt Waidhofen an der Ybbs befindet sich am äußersten Rand der Gemeindegrenze. Es ist der Wetterkogel mit 1111 m oder doch 1115 m? Die Stadtarchive verzeichnen die Faschingskoordinaten, die humorlosen Eichamtkarten den um vier Meter reichlicheren, aber damit auch faderen, Höhenwert. Viele Waidhofner lassen sich aber nicht beirren, und jeden 11.11. um 11:11 Uhr eines Jahres geht’s rund am Gipfel.

An diesem Novembertag (Faschingsbeginn) verwandelt sich der Wetterkogel für so manchen Besucher und auch manche Besucherin (an dieser Stelle will ich das Gendern nicht vergessen, denn wie im Guten so auch im Peinlichen) in einen Rauschmugel. Hier dürfte die Bezeichnung „einen Mugelrausch haben“ überhaupt ihren Ursprung haben. Gilt doch die Elf als Zahl der Maßlosigkeit und der Sünde.

Wetterkogel_000 (CC)

Ein Wetterwechsel steht an, Osttirol versinkt bereits im Schnee, und vielleicht kommt der Winter doch noch ins Ybbstal. Ich besuche den Wetterkogel von einem selten genutzten Ausgangspunkt. Vom Bauernhaus Kleinseeberg (560 m), nahe bei Opponitz, mache ich mich auf den Weg.

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Bei diesem Bauern herrscht das Gleichheitsgebot. Auch die Obstbäume werden mitgedüngt.

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Oberhalb des Bauernhauses zieht der Weg  über eine riesige Wiese in einer großen Schleife hoch. Vor mir kann ich nördlich den Obermitterkogel (897 m) ausmachen.

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Die heutige Tour auf den Wetterkogel ist eine Dazwischenwanderung. Irgendwie zwischen den Jahreszeiten, zwischen Winter und Frühling. Winter ist es nur kalendarisch, denn so ganz ohne Schnee ist er nicht glaubhaft. Frühling ist es auch noch nicht, das kraftvolle Anschieben und Sprießen der Vegetation, der bunte Blumenübermut, fehlt allenthalben.

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Der Weg führt an einer kleinen Jagdhütte vorbei auf einem alten Ziehweg und danach durch steileres, felsiges Waldgelände bis zur ehemaligen Jausenstation…

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…Hochseeberg auf 787 m.

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Hinter dem Bauernhaus findet sich ein erstes Kuriosum um den Wetterkogel. Der Weg ist beschildert, aber nicht markiert.

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Der Pfad ist auch ohne Markierung einfach auszumachen.

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In einem steileren Abschnitt sind dann auch Steinmännchen hilfreich.

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Ich erreiche bei einem kleinen Steinbruch die Forststraße. Letzte Schneereste fristen hier ein kärgliches Dasein. Ob ein Wintereinbruch für sie noch die Rettung bringt?

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Ich fürchte nicht, nach nur wenigen Metern sieht es auf der Forststraße so aus.

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Die Straße führt an dieser Jagdhütte vorbei, und gleich danach zweigt ein unmarkierter, aber dafür um so reichlicher betafelter Steig in Richtung Wetterkogel ab.

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Fast kein Grün begleitet diesen Aufstieg. In diesem Zwischenreich dominieren matte Grauschattierungen und erschlaffte Brauntöne.

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Nach einem kurzen Kampf gegen juvenile Buchen erreiche ich wieder einmal…

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…den höchsten Punkt am Wetterkogel.

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Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Wetterkogel 1111 m.

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Dieser Berg ist wirklich eine spinnerte Besonderheit. Er will partout nicht um vier Meter höher sein. Vier Meter mehr würden so manch anderen Berg glücklich machen. Der Dachstein (2996 m) wäre gar ein Dreitausender, so wie auch die Fünffingerspitze in den Südtiroler Dolomiten. Der Piz Zupo in der schweizer Berninagruppe könnte diese vier Meter auch sehr gut vertragen, dann würde sich nämlich dieser 3996 m hohe Berg in der erlauchten Gesellschaft der Viertausender wiederfinden. Aber dieser Wetterkogel ist anders. Die in der Eichamtkarte verzeichneten 1115 m will er nicht gelten lassen. Sein Hüttenstempel weist ebenso die niedrigere Höhe aus, wie auch…

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…die Karten des Schigebietes…

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…oder die Sonderbriefmarken samt Poststempel aus dem Jahre 2011.

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In den doch so genauen Karten des Eich- und Vermessungsamtes wird die Höhe mit 1115 m angegeben. Vielleicht ist dies ja einer der wenigen Fehler in diesen Karten, wie zum Beispiel die Höhenangabe für die Hochhaide. Diese ist mit 2663 m angegeben  und hat letztlich doch „nur“ 2363 m. Vielleicht stimmt ja weder die eine noch die andere Höhenangabe und der Berg ist 1109 m oder 1117 m hoch. Es ist aber ganz ohne Relevanz für die Faschingsgläubigen, denn die werden weiterhin jeden 11.11. am Gipfel stehen. Glaube versetzt nicht nur Berge, er verkleinert sie bei Bedarf auch.

Am Gipfel ist die Rastbank dem Hausherren des Kogels gewidmet:

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Hier findet man neben dem Strasser Ernstl allein neun Elfen auf engstem Raum. Sozusagen eine Primzahlrudelbildung.

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Dass der Wetterkogel ein oftmals sturmumtoster sein muss, ist an den zerrupften Buchen im Gipfelbereich zu erkennen. Wie zerfledderte Reisigbesen kehren sie den Himmel.

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Nach einer kurzen Rast steige ich in Richtung Thannscharte ab. In dieser Scharte findet sich auch das Ende der Forststraße, welche ich zuvor beim Jagdhaus verlassen habe. Slalom gewachsene Buchen krümmen sich in den blauen Himmel.

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Buchen, die es leid sind, sich bei Sturm und Schnee in den Himmel zu krümmen, vermodern kunstvoll am Waldboden.

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Mir fallen weiße „Markierungen“, alle mit schwarzen Nummerneinträgen auf. Noch kann ich mir keinen Reim darauf machen.

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Die Thannscharte (Forststraßenende) überquere ich einfach, und sofort findet sich auch  ein Steig.

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Ein leichter Anstieg bringt mich wieder hoch.

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Blick zur Voralm mit der Stumpfmauer (1770 m) und dem Gamsstein (1770 m). Jetzt erst, wie ich diesen Eintrag verfasse, sehe ich, dass die Beiden gleich hoch sind. Das ist mir zuvor nicht aufgefallen, obwohl ich sie schon bestiegen habe.

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Gehörig rupft der Föhnwind das Himmelsgefieder. Schneewolken sehen anders aus.

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Gegenüber, mit einem zarten Hauch von Weiß, ist der lange Rücken des Bauernbodens (Oisberg) zu sehen.

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Der Weg zum Hirschkogel findet sich immer am Bergrücken. Dieser ist der trennende Bergwall zwischen dem Oberen Ybbstal und dem oberösterreichischen Oberland.

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Ich bleibe aber nicht am Rücken, sondern zweige zum Hirschkogelkreuz ab. Wieder eine Besonderheit. Das Kreuz steht nicht am höchsten Punkt, sondern aussichtsfrei, einfach mitten im Wald.

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Wieder einmal erreiche ich das Hirschkogelkreuz. Um diese Jahreszeit sollte ich eingentlich auf Tourenschiern hier stehen.

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Durch diesen Waldschlag führt meine bevorzugte Schiroute in anderen Wintern zum Hirschkogel.

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Im Bild rechts ist der Buchenberg zu sehen. Waidhofen/Ybbs ist noch ganz benebelt, und nur die Basilika Sonntagberg fühlt sich nicht vom Himmel getrennt.

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Auf der steilen Hirschkogelpiste kommen mir auf wahrlich ausgesuchten Schneeresten  drei Schitourengeher entgegen. Um diese Abfahrt beneide ich sie nicht.

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Über den traurigen Anblick von Schigebieten ohne Menschen und fast ohne Schnee habe ich ja schon öfter geschrieben.

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Mein Weg führt an der Amstettner Hütte vorbei auf markierten Pfaden weiter. Ich bewege mich auf einem Abschnitt des Nord-Süd Wanderweges (08). Der Weitwanderweg verbindet den nördlichsten mit dem südlichsten Punkt Österreichs. Diese Etappe führt von Waidhofen/Ybbs über Hochseeberg, unter Umgehung des Wetterkogels, zur Amstettner Hütte. Von hier geht es weiter nach Hollenstein und über die Stumpfmauer (Dreiländereck) ins Ennstal und nach Altenmarkt.

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Nach der Amstettner Hütte geht es ein wenig bergab. Obwohl ich diesen Abschnitt schon öfter gewandert bin, muss ich wieder auf den Weg (Markierung) achten. In diesem Abschnitt ist die Wegführung ein wenig verwurbelt.

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Winterlandschaft 2013

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An dieser Stelle heißt es den Ziehweg rechts verlassen.

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Im Anschluss daran geht es wieder ein Stück bergauf (ca. 70 Hm).

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Wie blankgeputze, weiße Totenköpfe liegen sie im Wald. Durchnummeriert, damit es sichtbar auffällt, falls einer fehlen sollte. Weiß lackierte Steine in Kopfgröße wurden von den Bundesforsten zur Markierung der Grundgrenzen verwendet. Jetzt weiß ich auch, was es mit den weißen, fortlaufend nummerierten Markierungen auf den Bäumen am Wetterkogel auf sich hat.

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Das konnte mir der freundliche Altbauer von Hochseeberg erzählen. Auch, dass sie jetzt alle Eschen ausschneiden und entfernen müssen. Ein böser Pilz „wandert“ durch die Wälder und befällt die Eschenbäume. Ein effektives Gegenmittel wurde bislang nicht gefunden, und nun versucht man durch Abholzung die Pilzausbreitung einzudämmen.

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Ich erreiche wieder Hochseeberg. Links weist die Tafel zum Aufstieg auf den Wetterkogel. Rechts führt der Weg zur Amstettner Hütte.

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Auf schon bekanntem Pfad steige ich wieder in Richtung Kleinseeberg ab. Diese feine Tour zähle ich zu meinen Eroberungen des Nahen.

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Diesmal lege ich bei der Jagdhütte eine kleine Rast ein…

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…und blicke über die große Weide oberhalb des Bauernhauses.

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Ein kleines Stück des Ziehweges in der Wiese ist betoniert und wurde offensichtlich vom ruhmsüchtigen Hofhund…

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…zu seiner Verewiglichung missbraucht. Wie die Filmstars vor dem TCL Chinese Theatre in Los Angeles hat er seine Abdrücke vor dem Bauernhaus Kleinseeberg hinterlassen.

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Für einen Besuch am Wetterkogel muss man kein Klettervogel sein. Orientierungssinn schadet nicht, die Wege sind gut zu sehen und ausreichend beschildert. Ob man jetzt vom Schigebiet zur Amstettner Hütte spaziert und weiter über den Hirschkogel zum Wetterkogel wandert, oder ob man sich dem Fahrverbot widersetzt und von der B 121 in das Seebachtal einbiegt und bis zum Bauernhaus Hochseeberg hochfährt, um von dort los zu wandern, bleibt jedem selbst überlassen. Darüber hinaus gibt es ja noch den schönen Zugang vom Holzerbauern Kreuz über den Reichenwald, oder einfach meine heutige Route.

Im Anstieg ca. 735 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 10,4 km.

Senf dazu? Sehr gerne

blog@monsieurpeter.at

Meine Quellen

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Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

 

Baumgartner (1996): Wanderparadies Voralpen Zwischen Mostviertel und Mariazeller Bergland. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten.

Steffan/Tippelt (1977): Ybbstaler Alpen. AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Tippelt (1995): Wanderführer Ybbstal & Ötscherland. Ennsthaler Verlag, Steyr.

 

 

 

 

 

 

Epilog

Wieder einmal ein S/W Foto Nachschlag:

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FIN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Winterbefreite Spindelebenüberschreitung

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Wieder einmal habe ich ein verbrauchtes Jahr gegen ein unbenutztes eingetauscht. Diesmal kam mir der Wechsel gar nicht gelegen, weil ich mich im alten Jahr doch sehr komfortabel eingerichtet hatte. Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als mich mit diesem erzwungenen Zwangsumtausch ins Lebensbett zu legen und auf die glückliche Einförmigkeit meines Lebens wie im vergangenem Jahr zu hoffen.

Darum beginne ich das Jahr auch mit Altvertrautem. Eine Wanderung vom Neustifter Sattel über den langgezogenen Rücken des Schnabelberges nach Waidhofen/Ybbs.

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Meine Überschreitung beginnt am höchsten Punkt des Neustifter Sattels. Der sonst so  schitourenwillige Freithofberg zeigt sich in schitourenunwilligem Grün.

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Es ist kälter, als der blaue Himmel vermutel lässt. Um Bewegung schnell in Wärme umzuwandeln, eile ich die asphaltierte Straße zum Bauernhaus hoch. Gleich hinter dem Bauernhaus sind in traktorbreitem Abstand Pflastersteine gelegt. So kurz nach dem Jahreswechsel fällt mir bei dieser gepflasterten Spur ein altes Sprichwort ein: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen (Absichten) gepflastert“.  Es ist die Übersetzung eines alten englischen Sprichwortes und lautet im Original: „The way to Hell is paved with good intentions“.

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Vor allem werden diese Vorsätze (Absichten) dann zur persönlichen Hölle, wenn man vergisst, Fugenabstände für die Unwägbarkeiten des Lebens zu lassen. So wie die Waschbetonplatten sich ohne Fugen aufrichten und den Weg ins Unpassierbare kehren würden, flögen einem die Dogmen der eigenen Vorsätze, so ehrbar sie im einzelnen sein mögen, früher oder später gehörig um die Ohren. Zum Fürchten finde ich jene Menschen, die mit unzerreißbaren Weltanschauungen in politischen Ämtern oder Kirchen sitzen.

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Meine Vorsätze sind wandelbar, denn eine kleine Abwechslung will ich jetzt doch. Die felsige, steil aufragende Lonegger Mauer möchte ich heute auch besteigen. Das ist Neuland, die habe ich bis dato nicht besucht. Rechts im Bild ist der steile Oswaldenkogel (927 m) zu sehen.

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Ohne Lonegger Mauer würde der Weg jetzt zum einsamen Baum in der Bildmitte führen und anschließend links zum Elmkogel weiterleiten.

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Gegenüber ist im Gegenlicht der Lindauer Berg (1084 m) mit Sender zu sehen.

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Ich halte mich aber rechts und kann über steiles Waldgelände und eine laubreiche, Drei-Meter-Stufe zum höchsten Punkt der Lonegger Mauer (ca. 840 m) hochklettern.

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Am felsigen Grat findet sich aber keinerlei Gipfelzeichen.

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Sträucher und Bäume verhindern gute Aussichten. Nur der Freithofberg (958 m) ist in seiner harmlosen bauchigen Rundlichkeit zu überblicken.

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Vorsichtig klettere ich wieder ab. Vor mir der bewaldete Weiterweg. Nur der niedrige Elmkogel ist hier nicht im Bild.

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Den Elmkogel kann man auch über die Wiesen unterhalb der Bewaldung umgehen. Es sind aber nicht viele Höhenmeter, und auch die Markierung führt über seinen „Gipfel“.

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Bevor ich wieder Waldgelände betrete, ein Blick zurück: links die soeben erkletterte Lonegger Mauer und rechts der Freithofberg.

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Obligatorisch und trotz Wildzaun im Bild unverzichtbar: Gipfelfoto Elmkogel (898 m).

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Der Weg führt steil am Wildgatter entlang, hinab zur Forststraße, welche den Elmkogel umrundet.

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Sanfthügeliges Mostviertel. Zur besseren Orientierung ist links der Sonntagberg mit seiner Basilika zu sehen.

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Der Weg führt mich über einen Wiesenanstieg und den daran anschließenden feuchten, steilen Waldsteig weiter.

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Über diesen besonnten, buchengesäumten Grat wandere ich fast bis zur Spindeleben.

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Dazwischen drängt sich mir noch eine Forststraße, für ein kurzes Stück, in den Weg.

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Oft und gerne von mir besucht: Spindeleben (1066 m).

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Völlig in Vergessenheit geraten ist die Aussichtswarte, welche 1890 vom Alpenverein auf der Spindeleben errichtet, und irgendwann vom Wind abgetragen wurde. Hier ein Foto aus dem Fotoarchiv der OEAV Sektion Waidhofen/Ybbs.

Spindeleben

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Trotz des Sonnenscheins ist es mir zu kalt für eine längere Pause am Gipfel. Ich wandere am markierten Pfad auf einem leicht fallenden Steig in die Nordseite weiter.

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Jetzt finden sich ganz andere Bilder. Nass und kalt ist diese Seite des Berges.

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In wahrhaftig echten Wintern liegt lange ins Frühjahr hinein Schnee auf dem Weg. Sogar in diesem Winter schaffen es ein paar eingeschüchterte Schneereste, den Pfad zumindest anzufeuchten.

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Es ist diesig. Die Landschaft sitzt zwischen zwei Jahreszeiten, die sich über ihre Zuständigkeit nicht einig sind. Ist jetzt Winter oder bereits Frühling – oder gibt es eine neue Dazwischenjahreszeit? So ganz ohne Schnee und ohne Äußerung des Lebens?

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Der Redtenberggipfel liegt wie gefordert, ganz oben. Darum verlasse ich den Weg und steige wieder zum Grat hoch.

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Ich finde keinen echten Pfad vor, aber der Gratverlauf ist gut zu begehen. Vielleicht auch darum, weil er den Grenzverlauf zu Oberösterreich darstellt.

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Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Redtenberg (1028 m). In den älteren BEV Karten heißt er noch Rettenberg.

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Siebenhundert Meter nach dem Gipfel knickt der Grenzverlauf südlich ab und führt über das Weiße Kreuz (969 m) nach Oberland. Ich bleibe aber am Rücken, ignoriere wie das Wild die Revier- und Landesgrenzen und wandere ohne Abweichung unbeirrt weiter.

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Sogar zu echter Schneeberührung führt mich dieser Weiterweg. Damit habe ich nicht gerechnet. Aber nach nur wenigen Metern ist auch damit Schluss. Zwanzig Meter Winter müssen mir genügen. Am Ende des Schneefeldes stehe ich am…

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…Pantherkogel und blicke zur Hahnlreithwiese. Auf diesen Kogel zerrte noch in den siebziger Jahren ein Schlepplift Abfahrtswillige. Auf der großen Wiese vor mir werde ich zum Schnabelberggipfel weiterwandern. Aber zuerst muss ich weglos zum…

Spindeleben_091 (CC)

…Hahnlreithkreuz absteigen. Bis hierher kann man sogar mit dem Auto fahren. Das wird von den Flugsportlern natürlich ausgenutzt, denn…

Spindeleben_094 (CC),

…gleich oberhalb des Kreuzes befindet sich der Startplatz für Paragleiter und Drachenflieger. In früheren Jahren gab es hier sogar einen regen Segelflugbetrieb. Auch als Ausflugsziel und „Höhenkurort“ diente der Schnabelberg. Bei Kinderhusten verschrieben Ärzte zur besseren Gesundung und als kostengünstiges Hausmittel damals gerne Höhenluft. Somit konnte man oftmals mit anderen hustenden Kindern auf der Hahnlreithwiese Drachen steigen lassen oder selbst gebastelten Sperrholzfliegern beim Abstürzen zusehen. Und aus Pusteblumen wurden in solchen Sommern Husteblumen.

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Der Pantherkogel im Rückblick. Die abgebauten Liftanlagen fanden im nahen Schigebiet Forsteralm weiter Verwendung.

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Der Schnabelberg weist nur ein Vermessungszeichen auf. Auch hier findet sich kein Gipfelzeichen. Im Gegenteil, ein Zaun stellt sich hartnäckig zwischen Wiese, Wanderer und Gipfel. Diesen Zaun zu überklettern, ohne seinen Stacheln ein Hosenopfer darzubringen, ist heute meine größte Schwierigkeit.

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Kein Zaun verhindert ein Gipfelbildfoto am Schnabelberg (958 m) mit mir und meiner Hose.

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Auch hier wurde eine Aussichtswarte errichtet. Zwei Jahre vor der Spindelebenwarte, im Jahr 1888, errichtete der Touristenklub Waidhofen seine Warte samt Räumlichkeiten zur Übernachtung am Schnabelberg. Hier wieder ein Foto aus dem Fotoarchiv der OEAV Sektion Waidhofen/Ybbs.

Schnabelberg

Aussichtswarten lagen eindeutig im Trend, denn auch der Prochenberg erhielt in diesem Jahre seine Warte und Hütte. Vielleicht sind ja die vielen Jagdhochstände in den Ybbstaler Alpen Reminiszenzen an diese Zeit.

Ich bleibe am Rücken und „entdecke“ wieder einmal nicht verzeichnete Forststraßen. Wobei entdecken nicht das richtige Wort ist, denn seit ich auch an Schitouren Spaß finde, gibt es diese Straßen bereits. Sackgassenähnlich, bis zur ehemaligen Schipiste führt die Straße im Bild.

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Diese trostlose Schipiste wandere ich jetzt abwärts, statt im Geschwindigkeitsrausch und wilden Stemmbögen in die Kurven zu rauschen. Der Dichter Paulmichl berichtete einem Freund über den schneelosen Winter 2000 mit folgenden Worten: „In Prad kollert vom Himmelszelt kein Flockentaumel. Keine weiße Landschaft liegt bedeckt zum Stapfvergnügen. Die Landschaftshügel erstrahlen griesgrämig. Die Grasbüschel halten noch ihr Grünzeug beisammen. Der Schnee gedeiht uns nicht mehr“.

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Im oberen Drittel dieser ehemaligen Piste findet sich sogar ein „Gipfelbuch“ für Schitourengeher mit der Aufschrift: Lärchboden 847 m. Dafür, dass kein Schnee liegt, kann ich nichts, und darum trage ich mich trotzdem in das Buch ein.

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Die Farbe dieses Winters ohne Stapfvergnügen ist braun und braun und nochmals braun.

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Ich wandere an der Diensthütte der Bergrettung vorbei. Diese Hütte wurde 1967, in Zeiten der Hochblüte des Schigebietes Schnabelberg, errichtet.

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Jedes Jahr wird die Piste von freiwilligen, auf viele Schitouren hoffende Bergsportler, von allerlei Staudengewächsen befreit. Sisyphus lässt grüßen.

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Entlang der Stromtrasse, auf dem üblichen Aufstiegsweg der Schitourengeher, wandere ich die letzten Meter in die Zivilisation bergab.

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Unter der Eisenbrücke der Rudolfsbahn wartet mein Auto auf mich. Diese Eroberung des Nahen, an der Nahtstelle zwischen zwei Jahreszeiten, wird in meinen Wandererinnerungen sicher einen besonderen Stellenwert einnehmen. Das Abweichen vom Üblichen und Vorhersehbaren ist in der Erinnerung meist am Nachhaltigsten. Dieser kraftlose, schneefreie Winter ist so ein absurdes Abweichen – hoffentlich.

Im darauffolgenden Jahr (2015) ist mir dann doch eine Schitour auf den Schnabelberg geglückt.

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Im Vorjahr habe ich dieses Foto (Oswaldenkogel) gemacht. Über den Großgschnaidtgraben sieht man im Vordergrund die Lonegger Mauer spitzig aufragen. Dahinter ist der runde, stumpfe Elmkogel gut zu erkennen. Aus dem grünen Sattel in der Bildmitte sieht man den Anstieg zur Spindeleben und dahinter noch den bewaldeten Rücken mit dem Schnabelberg hervorschauen.

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Im Anstieg ca. 745 Hm, im Abstieg 1070 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 12,8 km.

Senf dazu? Sehr gerne

blog@monsieurpeter.at

Meine Quellen

Spindeleben_122 (CC)

Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Heitzmann, Harant (1996): OÖ-Voralpen. OeAV-Führer, Ennsthaler Verlag, Steyr.

Lenzenweger (2009): Eisenwurzen, Nationalpark Kalkalpen. Wanderführer, Bergverlag Rother, München.

Maier (2006): Waidhofen a. d. Ybbs, Spuren der Geschichte. Magistrat der Stadt Waidhofen/Ybbs.

Pöll (1979): Zwischen Sonntagberg und Ötscher, 40 Rundwanderungen. Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten.

Steffan/Tippelt (1977): Ybbstaler Alpen. AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Afterwork-Tour versus Duringwork-Tour am Seekopf (945 m)

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Immer wieder lese ich von Afterwork-Touren. Also die schnelle Tour danach. Somit ist meine heutige Tat außergewöhnlich zu nennen. Duringwork-Tour ist irgendwie anders und neu. Sozusagen die schnelle Tour zwischendurch. Der Snack unter den Touren – aber nicht wirklich empfehlenswert. Mit Zeitdruck im Nacken und gehechelten Telefonaten bleibt die Gaudi hinter ihren Möglichkeiten. Das sind nur zwei der groben Nachteile einer solchen Wanderung.

Zwischen zwei Terminen in Lunz am See hat sich ein Zeitkeil gedrängt, der genau die Besteigung des Seekopfs erlauben würde. So oft bin ich schon an der Einstiegsstelle mit der Tafel Seekopf vorbeigekommen, und heute ist es endlich soweit. Heute werde ich die Laus auf diesem Kopf sein.

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Auf der Seepromenade am Lunzer See rekeln sich farbenfreudige Bänke in der Sonne. Wie leuchtend bunte Blumen in einer Sommerwiese auf ihre Bestäuber, warten diese Bänke auf Besucherpopos. Es ist ein Wochentag, und den Pensionisten ist es offensichtlich noch zu frisch.

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Gleich am See beginnt ein unübersehbarer, gut beschildeter Steig.

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Neben gelben, mit Seekopf beschrifteten Tafeln, findet sich sogar ein mit Seilen abgesicherter Abschnitt.

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Ob die Oma mit dem Enkel nach dem Booterlfahren am See wirklich den steilen Aufstieg auf den Seekopf machen wird? Zumindest können sie sich nicht verlaufen, denn es finden sich viele Markierungen und Tafeln.

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Nach diesem ersten Waldabschnitt erreiche ich eine sonnige Alminsel mit Bank. Ganz still is es hier. Wunderbar, aber auch…

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…sonderbar. Denn hier finden sich keine Tafeln und Markierungen mehr, die den Weiterweg zum Seekopf anzeigen. Eigenartig. Wie Pheromonfallen für Wanderer gibt es am See Tafeln und Markierungen und hier – nichts mehr. Kein Weg, keine Markierung und schon gar keine Tafel. Wie die Katze vor dem Wäschetrockner komme ich mir vor. Wurde ich in in eine Falle gelockt? Ich bin ganz aufmerksam, ob nicht hinter einem Baum versteckt jemand auf mich lauert.

katznfutta

© Goldmann Verlag Gary Larson

Aber hier ist wirklich niemand! Heute nicht und vermutlich die nächsten Tage und Wochen auch nicht. Und wieder einmal finde ich eine nirgends verzeichnete…

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…Forststraße nur wenige Meter unter dem Gipfel. Was soll’s. Die einen suchen Pilze, die anderen Geocaches, und ich finde eben Forststraßen.

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Die letzten Meter zum Gipfel und…

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…konsequent, obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Seekopf (945 m).

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Ich verweile nicht und gehe am Aufstiegsweg zurück. Weil mir noch ein wenig Zeit bleibt, wandere ich in Richtung Lärchenstein weiter.

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Im ganzen Gebiet finden sich Dolinen, die auf den Almwiesen umzäunt werden müssen.

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Ich kürze die Forststraße durch ein weniger steiles Waldstück ein wenig ab, und an der ersten Aussichtsstelle, an der ich zum See sehen kann, drehe ich wieder um.

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See, Lunz und Lunzberg (1004 m).

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Schön langsam geht mir mein Zeitfenster wieder zu. Ich muss mich sputen. Für Abkürzungen ist mir aber in diesem Abschnitt das Gelände zu steil.

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Ich bleibe auf der Forststraße, aber die hat es nicht eilig, ins Tal zu kommen.

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Weiter unten kürze ich den Weg dann doch über diese Wiesenfläche oberhalb des Bauernhauses ab. Mit schnellem Schritt bin ich bald wieder am See.

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Jetzt haben sich doch zwei Besucher der leeren Bänke erbarmt. Interessant wäre es zu wissen, warum sie gerade auf einer gelben Bank und nicht auf einer roten oder blauen sitzen. Also, ich würde mich auf eine blaue Bank setzen. Ist das Zwang, Laune, Willkür, oder gar Schicksal? Ich weiß es nicht, aber eines weiß ich schon. So eine Tour mache ich nicht mehr, denn: Die Eile hat der Teufel erfunden (Türk. Sprichwort). Und weil Pünktlichkeit nicht nur die Höflichkeit der Könige sondern auch meine ist, erreiche ich zum vereinbarten Zeitpunkt meinen Termin.

Lunz ist schon ein feines Örtchen. Mit einem Boot über den See streifen und ein Eis mit der Zunge streicheln – das kann schon etwas. Der Besuch des Seekopfes ist nicht wirklich unerlässlich. Heute war dieses Unterfangen waldreich, heiß und aussichtslos. Wer ein wenig wandern will, kann ja bis zur oberen Almfläche ansteigen (bis dahin Weg und markiert) und über die Forststraße zum See zurück gehen. Das ist sicher die lohnendere Variante.

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Im Anstieg ca. 465 Hm, und zurückgelegte Entfernung ca. 6,1 km.

Senf dazu? Sehr gerne

blog@monsieurpeter.at

Meine Quellen

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Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Steffan/Tippelt (1977): Ybbstaler Alpen. AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

 

Restlschneeschitour – vom Scheiterkogel zur Schmalzmauer

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Viel zu wenige Schitouren hinterließen diesen Winter ihren Spuren in meinem Tourenbuch. Aber ich bin selber schuld, denn die Reise in die schneereiche Tauernsüdseite war mir zu weit, und für arbeitsfreie Wochentage (um Schönwetterfenster zu nutzen) war ich nicht gut genug organisiert. Mit diesen simplen Maßnahmen wäre ich zu mehr Touren gekommen und bräuchte jetzt nicht zu lamentieren. Aber eine geht noch…

Für heute ist schlechtes Wetter prognostiziert mit Regen und Gewittern am Nachmittag. Diese kleine Runde am Hochkar sollte sich aber noch blitzfrei ausgehen. Wird doch geblitzt, bin ich schnell wieder in Sicherheit. Ich will auf der ruhigeren Seite des Schigebietes über den Scheiterkogel zu Schmalzmauer und Leckerplan gehen und auf Schneeresten über die Piste abfahren.

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Das Schigebiet ist heute nur noch mit halber Kraft unterwegs. Die Lifte in meiner Nähe (Leckerplan) werden nicht mehr in Betrieb genommen, und das soll mir recht sein. Im Vorjahr war ich ja nach Betriebsschluss unterwegs (Blitztour Hochkar). Im Bild ist der steile Thomas Sykora-Hang zu sehen. Ist er weiß gescheckt oder braun gescheckt – wer kann das schon beantworten?

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Dieser Schlauch stellt den Kinderlift dar. Ob es sich um einen Windschutz für die Kinder handelt oder einen Schallschutz für die Eltern, wäre noch herauszufinden.

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Ich folge der Piste in Richtung Hochseilgarten. Diese Seite des Schigebietes gehört heute mir. Gesellschaftsmüde wie ich bin, passt es gut. Pulverschnee sieht zwar anders aus, aber Hauptsache ist: Schitour!

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Schon lange wird hier nicht mehr beschneit. Zwei kurze Unterbrecherstücke übergehe ich sprichwörtlich.

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Es ist warm, sehr warm, auch nächtens kommen keine Minusgrade mehr zustande. Somit patsche ich bereits morgens über feuchten, nassen Schnee. Gegenüber am Häsing (1721 m) wird es auch nicht anders sein, denke ich mir.

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Über dem Blachlboden erhebt sich mein erster Gipfel. Den muss ich ohne Schi in meinen Schischuhen besteigen.

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Schnell erreiche ich das Wasserreservoir für die Beschneiungsanlagen. Hier beginne ich den schilosen Aufstieg auf den Scheiterkogel.

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Der Einstieg fällt steinig, steil, aber sehr gefällig aus.

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Es findet sich sogar ein Alpin-Ikebana am Weg. Dadurch wird mein Aufstieg zu Kadō (Weg der Blumen) veredelt.

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Im oberen Teil ist der Scheiterkogel wehrhafter, als ich angenommen habe. Ich erreiche den felsigen Aufbau und muss erkennen, dass ein östliches Umgehen dieser Steilstufe bei Schnee mühsam werden könnte. Somit weiche ich…

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…westlich aus und gelange durch tiefen, saugenden, sich festklammernden Schnee…

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…auf eine noch schneereichere Wiesenfläche.

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Nach Überwindung dieser weiteren Schneefalle ohne Schi, stehe ich am höchsten Punkt und strafe somit seinen Namen Lügen. Von wegen Scheiterkogel.

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Noch immer bin ich auf der Suche nach der Schokoladenseite meines Gesichtes, solange ich dieses nicht gefunden habe, gibt es immer wieder ein Gipfelfoto. Heute Scheiterkogel (1654 m).

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Der Ausblick ins Tal erhält heute ein Nichtgenügend. Da muss ich streng bleiben.

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Rechts im Bild der Hochkargipfel (1808m), und gerade noch zu erkennen, das Hochkarhaus. Das Kreuz beim Klettersteig kann ich nicht erkennen.

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Weißgrau auf schmutziggrauem Hintergrund kann ich die Schmalzmauer erkennen. Da will ich gemütlich hinschitouren.

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Ohne Pause steige ich wieder zum See ab.

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Einen Teil meines unkomplizierten Weiterweges kann ich gut einsehen. Unterhalb des Roterdkogels mit seinen Abbrüchen (links im Bild) führt die Markierung der Alpintour. Ich bleibe aber auf der rechts im Bild zu sehenden Piste.

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Auf ein Sonnenfenster hoffe ich vergebens, es bleibt diesig und grau. Es gibt auch keinen Wind, und wie ein dicker Karpfen im trüben Gewässer grundle ich gemächlich stromaufwärts.

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Rasch erreiche ich den Rücken der Schmalzmauer. Dieses Schupferl vor mir ist bereits der höchste Punkt.

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Die letzten Meter müssen wieder ohne Schi gelingen.

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Überrascht bin ich von den steilen Abbrüchen, die vor mir ins Seelucken Kar stürzen. Mit solch einem Abgrund habe ich jetzt nicht gerechnet.

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Versteckt hinter einer Sonnenbrille und einem breiten Stirnband pfeife ich auf eine Schokoladenseite. Man kann im Leben nicht alles haben. Kleine Ohren sind auch nicht schlecht. Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Schmalzmauer (1760 m).

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Niesel – Nebel – Niemandsland (P.Handke)

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Wenn man gerade der heilsamen Wirkung der Einsamkeit bedarf, sind solche Touren Balsam für die Seele. Weißgraue Trübnis vermischt sich mit der eigenen Schwermut an solchen Tagen. Diese Landschaft ist ein gutes Behältnis für meine Melancholie.

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Für eine kleine Weile klart das Gewässer, und gibt den Blick zum Scheiterkogel frei.

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Nach einer kurzen Abfahrt hänge ich die pitschnassen Felle noch einmal auf meine Schispitzen. Die Felle kleben überhaupt nicht mehr. Steif wie auf Stelzen presse ich meine Schi samt Felle gegen den Schneegrund. Ohne die Knie zu beugen, mit permanenten Bodenkontakt, gewinne ich langsam wieder an Höhe.

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Ich wandere diesen „Knapping“ genannten Kamm längs seiner alpinen Abbrüche zur Leckerplan weiter.

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Im Rückblick kann ich dem Nebeltier beim Verdauen der Schmalzmauer zusehen.

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Wie die Bewohner des Waldes im Frühjahr ihren Winterpelz abstreifen, streifen meine Schi ihre Aufstiegsfelle jetzt endgültig ab. Ohne sie sinke ich in Kamm- und Latschennähe bis zur Hüfte ein. Das alles geschieht knapp unter dem letzten Höhepunkt der heutigen Tour. Schritt für Schritt ziehe ich meine Füße aus dem grundlosen Schnee, um sie erneut mit wenig Raumgewinn wieder darin zu versenken.

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Jetzt ist es definitiv vorbei mit der süßen Seite meines Antlitzes. Auf die große Schneewechte am Gipfel habe ich mich nicht getraut, und um meine gelittene Anstrengung dramatisch zu verbildlichen: Schwarzweiß-Gipfelfoto Leckerplan (1732 m).

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Alleine aus meiner ungelenken Tollpatschigkeit beim Anschnallen der Schi im hüfttiefen Schnee mit meinen Verrenkungen und Umfallern, hätte Stan Laurel einen Slapstick Klassiker fürs Kino gedreht. Wenn es nicht so anstrengend wäre, würde ich jetzt selber übersprudelnd lachen müssen. Nach einer erforderlichen Schi-Anschnall-Erholungspause fahre ich an der Bergstation vorbei, in wenigen Minuten…

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…über die sterbende Piste…

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…zu meinem Ausgangspunkt zurück. Dort begegne ich dem ultimativen Kinderglück im Winter: Zipfelbob und Kinderschi! Da kann die Nase laufen so viel sie will…

Diese Schiwanderung verdient eine Wiederholung bei sonnenklarem, weitsichtigen Wetter. Ich möchte Sie uneingeschränkt empfehlen. Überhaupt ist das Dahinwandern am Hochkar eine genussreiche Angelegenheit und schreit förmlich nach einer Replik.

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Im Anstieg ca. 500 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 7,5 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at

Meine Quellen

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Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Baumgartner/Tippelt (2013): Wandererlebnis Ötscher, Ybbstaler Alpen. Kral Verlag, Berndorf.

Steffan/Tippelt (1977): Ybbstaler Alpen. AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Tippelt (1995): Wanderführer Ybbstal & Ötscherland. Ennsthaler Verlag, Steyr.

Über Sieben Hügel musst du gehn…

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Den Fesseln der Arbeit entfliehe ich zur Mittagszeit. Dieser Fluchtplan zählt schon lange zu meinem geistigen Handgepäck. Über Sieben Hügel möchte ich wandern, zwischen Waidhofen und Ybbsitz. So nah und trotzdem Neuland, Terra Incognita für mich. Ich bin voller Vorfreude, und meiner Begeisterung kann die auf dem Land lastende Mittagshitze auch nichts anhaben.

Ich parke mein Auto dort, wo das Email zum Kochtopf wird. Hoch über meiner üblichen Laufstrecke entlang der Ybbs, über den traurigen Überbleibseln der Ybbstalbahn, liegt mein grünes Ziel. 

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Ich gehe ein Stück die Bundesstraße entlang zu den alten Villen der Fabriksbesitzer. Wenige Meter nach dem höchsten Punkt zweigt eine Straße ab.

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Schattenlos schlendere ich auf dieser bis zu diesem Haus. Exakt hier mündet auf der rechten Seite ein verwachsener Steig ein. Selbst auf dem Bild ist er fast nicht zu sehen.

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Dieser Steig bringt mich eilgeschwind zu einer ersten Wiese über dem Tal, und ich frage mich, ob sie schon da war oder erst noch kommt – die gelbe Löwenzahnarmee.

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Der Steig mündet in eine steinige Forststraße. Auf dieser begegnet mir eine dunkle Schönheit samt seitlich verrutschter Krone, was ohne Ohren auch nicht verwunderlich ist. Und wenig später wird die Forststraße selbst zur…

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…Albino-Parallelschlange und schlängelt durchs gepflegte Bauernland.

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Aus dem Schatten ihrer Eingangstür winkt mir eine stolze Hausbesitzerin mit ihren gelbgepiercten Ohren freundlich zu.

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Ich gehe an blühenden Weideflächen, alten Obstbäumen und dem Bauernhaus Macholzberg vorbei.

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Das Bauernhaus Macholzberg und in der Bildmitte der Maisberg (942 m). Das Futter steht schon sehr hoch, die erste Mahd wird gemacht.

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Ich bin überrascht von den Weideflächen – die habe ich dort oben nicht vermutet. Diese grünen Teppiche sind vom Tal aus nicht zu sehen. Der Blick nach Osten zeigt mir Ybbsitz und der Blick…

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…nach Westen Waidhofen/Ybbs.

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Abweichend zur Beschreibung dieser Tour von Tippelt (übrigens die einzige, die ich kenne) will ich auch noch auf den Geißberg. Darum setze ich mich über ein Schild mit der Aufschrift „Betreten und Befahren verboten, Privatgrund!“ hinweg und balanciere  auf der Albino-Parallelschlange fast bis zum Gratbeginn des Geißberges.

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Auf einem breiten, mit vielen Föhren bewachsenen Rücken, der bald…

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…schmäler wird und in dessen Mitte auch ein…

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…Mittelscheitel sichtbar wird,…

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…erreiche ich den Gipfel des Geißberges (781 m).

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Unter mir das Bauernhaus Bromreith und Ybbsitz. Über meine Augenhöhe ragt der Maisberg und dahinter der Prochenberg (1123 m).

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Wie der Ausblick auf meinen Weiterweg zeigt, wird das eine baumreiche Angelegenheit.

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Ich überschreite den Geißberg…

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…und steige vorsichtig, einen Steinbruch umgehend, die letzten steilen Meter ab.

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Hier gilt wieder die Beschreibung von Tippelt. Ich wandere bei dieser alten Eiche…

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…mit Hochstand und hochbejahrter, unleserlichen Tafel (Blitz und Theresia kann ich noch entziffern) vorbei.

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Über dem Wiesensattel kann ich zu Eibenberg (779 m) und Glatzberg (904 m) sehen.

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Nach einem Blick zurück weiche ich wiederum von der Beschreibung Tippelts ab und steige über tiefgrüne Wiesen zum höchsten Punkt (858 m) dieser Himmelsweiden auf.

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Angesichts der Höhe ist die Bezeichnung Himmelsweiden vielleicht doch ein wenig überzogen.

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Jetzt kann ich auch den kleinen Taleinschnitt auf der anderen Seite einsehen. Schwarzenbachtal mit Ramberg (735 m). Opponitz ist gerade noch nicht zu sehen.

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Mein Wandern wird zum Waten. Im kniehohen Futter begleitet jeden meiner Schritte ein Sensenmahd ähnliches, saftiges Zischen im satten Gras. Die Löwenzahnarmee war schon hier, und nur noch die Nachzügler bereiten sich auf ihren Abflug vor.

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Wassersatt deckt jedes erdenkliche Grün die sanften Hügel um mich. So verschwenderische Landschaften gibt es nicht viele auf diesem Erdball. Will man einem Ägypter vom Mostviertel erzählen und spricht vom Trinkwasser, das kostenlos von den Bergen fließt und den grünen Hügeln, die auch ohne Hotelbewässerungsanlage blühen, wird man von diesem als Lügenbaron der allerschlimmsten Sorte entlarvt.  „Das Anschauen des Grünen ist Gottesdienst“, soll schon der Prophet Mohammed  gesagt haben. Vermutlich ist auch aus diesem Grund Grün die Kultfarbe des Islams.

Mich kann der Zweifel nicht überraschen, wenn ich an die Heimat eines Ägypters abseits des Nils, denke:

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Was diesem Land die Sand- und Grautöne sind, sind dem Mostviertel die Grüntöne: Föhrengrün folgt Olivengrün, Island-Grün folgt auf Lauchgrün. Salatgrün wechselt mit Spinatgrün. Ahorngrün und Algengrün, Kiwigrün und Moosgrün, Lianengrün und Fichtgrün und Tannengrün und Wiesengrün und Teegrün und Wacholdergrün und, und, und…

Ich bin beim Bauernhaus Gschirr angekommen. Der Blick nach Osten zeigt mir wieder den grünreichen Maisberg und felsdurchsetzten Prochenberg.

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Beim Bauernhaus findet sich sogar eine Tafel mit wegweisendem Pfeil.

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Dieser zeigt aber unglücklicherweise exakt zu den sehr neugierigen Kühen. Abwechslungssüchtig laufen sie mir entgegen.

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Eine ist bei meinem Anblick sogar so aufgeregt, dass sie ihr Wasser nicht mehr halten kann. Vor Freude strullert sie sieben Liter auf meinen Weg zu den Sieben Hügeln.

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Ich kann mich aber davon nicht aufhalten lassen und mime einen Mostviertler Farmer. Ohne Hast und mit breiter Schulter gehe ich an den Tieren vorbei.

Ich will auch gleich wieder auf den Bergrücken, werde aber durch felsige Abbrüche auf einen Ziehweg abgedrängt. Über den „Normalweg“  gelange ich wiederum auf bewohnte Weideflächen.

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Um diese Kühe mit ihren Kälbern, müde vom guten Leben auf dieser Weide, mache ich einen Bogen. Weiter steige ich innerhalb der Weidefläche entlang des Zaunes hoch.

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Dann muss ich doch über den hohen Zaun, um zum unmarkierten Aufstiegsweg zu gelangen.

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Immer deutlicher wird der Weg.

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Ich komme zu einer Abzweigung. Diese lasse ich noch links liegen, denn zuvor will ich noch auf den…

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…Schwarzenbachberg (861 m). Unspektakuläres Gipfelbild, aber obligatorisch und unverzichtbar.

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Ich gehe zur Abzweigung zurück und wandere unter Höhenverlust weiter.

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Schön ist es hier. Ich bleibe immer am Grat, denn hier führt ein schmaler Steig in leichtem Auf und Ab dahin. Habe ich bereits einen der Sieben Hügel überschritten? Ich weiß es nicht.

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Das geht so lange gut, bis die erste vierspurige Forststraße den Rücken zerschneidet. Ich ignoriere sie und gehe am Gratrücken weiter.

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Es finden sich noch alte, blauweiße Markierungen an den Buchen.

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Und noch ein tiefer Forststraßencanyon. Jetzt überkommt mich doch der gerechte Zorn. Forststraßen sind wie gebrauchte Papiertaschentücher oder Plastikmüll. Man findet sie an den entlegensten Orten. Sie verschandeln die Landschaft und nur wenige profitieren von ihrem Nutzen.

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Nach der Überwindung dieses Einschnitts wird der Pfad steiler und steiniger. Aber nur so lange, bis ich am…

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…Kranzerspitz (906 m) ankomme.

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Dieser Gipfel wird fast ausnahmslos von Einheimischen besucht. Und das auch nur von wenigen. Im Gipfelbuch finde ich die Besucherzahlen der letzten Jahre aufsummiert: Im Jahr 2004 wurden 190 Besucher gezählt. Im Vorjahr (2013) haben sich gar nur 183 Wanderer eingetragen.

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Nach einer kurzen Trinkpause gehe ich weiter. Im steilen altblättrigen, raschelnden Gelände laufe ich von Baum zu Baum hinab, als wäre der Laubhaftige hinter mir her.

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Großer Reiz geht von den alten Föhren auf diesem Grasrücken aus.

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Jetzt ist es mir doch zu blöd, mich auf diese Waldlichung zu stellen und ein Gipfelfoto zu machen. Darum Gipfelfoto ohne mich: Reifberggkogel (854 m).

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Nicht oft lassen mich die Bäume ins Land schauen. Hier ein Blick zu Friesling (1340 m) und Bauernboden (1405 m).

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Im Abstieg treffe ich wieder auf Wegweiser. Ich glaube ja, dass die Dosigen bevorzugt von dieser Seite den Kranzerspitz besuchen.

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Ich erreiche das Bauernhaus Schöffau. Bis zum Zaun dieser Weide führt ein schmaler Pfad durch den Wald. Dieser Steig verliert sich in der Weidefläche gänzlich, und so gehe ich in Falllinie hinab. Für Wanderer in der Gegenrichtung kann die freistehende Fichte ein Orientierungspunkt für das Auffinden des Steiges sein.

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In der Bildmitte ist die freistehende Fichte im Wiesengrund zu sehen. Dahinter ist der Steig zu finden. Rund ums Bauernhaus gibt es keinerlei Hinweise. Zumindest habe ich keine gefunden.

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Der bewaldete Mugel vor mir müsste der Hoterberg (824 m) sein. Da führt mich meine heutige Tour aber nicht hin.

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Ich gehe zum sonnigen Bauernhaus Glatz und folge dem Hinweis…

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…eines angejahrten Wegweisers über einen steilen und mitten durch…

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…eine kuhreiche Weide führenden Pfad. Wobei der Pfad sich wieder einmal in der übersprießenden Woad verliert.

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Kühe sind hier nicht zu sehen, denn diese habe ich schnell hinter mir gelassen.

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Wieder beginnt ein Waten durch allerschönste Wiesenflächen. Am Bauernhaus Loimersreith vorbei, über die Straße…

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…weiter auf einem fast nicht mehr erkennbaren Ziehweg. Hier wandere (wate) ich über mittlerweile bekanntes Gelände (aus mit Terra Incognita) zum Bauernhaus…

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…Großhöll.

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Meine Besteigung des Maisberges (942 m) entlang der Winterroute hat mich 2012 auch schon an diesem Kreuz vorbei geführt.

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Ich gelange zur Bundesstraße und zur gemeuchelten Trasse der Ybbstalbahn.

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Schändliches hat sich im Ybbstal ereignet. Zerstörerisch ist nicht nur die Natur in ihren Unwettergewalten, auch der politische Unwille kann es sein.

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An der Bushaltestelle Ederlehen vorbei, gelange ich wieder zu meinem Ausgangspunkt zurück.

Die Orientierung ist mangels Markierung und fehlender Tafeln etwas schwierig. Ungeübten, ortsunkundigen Wanderern würde ich sogar abraten. Ebenso allen, die Angst vor Weidevieh haben. Manche Abschnitte führen unmittelbar durch Viehweiden. Allen anderen lege ich diese einsame Runde gerne ans Herz.

P.S.: Meinen GPS-Track übermittle ich selbstredend. Mail genügt.

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Im Anstieg ca. 810 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 12,5 km.

Senf dazu? Sehr gerne

blog@monsieurpeter.at

Meine Quellen

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Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Steffan/Tippelt (1977): Ybbstaler Alpen. AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Tippelt (1995): Wanderführer Ybbstal & Ötscherland. Ennsthaler Verlag, Steyr.

Hochkar Klettersteig

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Ich habe mir ab Mittag freigenommen, um wieder einmal zu einer Eroberung des Nahen aufzubrechen. Dazu begebe ich mich zum Fensterln nach Göstling. Denn ein Schönwetterfenster hat sich nur für mich geöffnet, und das will genutzt werden. Am Hochkar war ich schon oft, aber den Heli-Kraft Klettersteig habe ich noch nicht durchstiegen. 

Es ist kühl auf ca. 1400 Meter. Ich parke am unteren Parkplatz und staune über den Schnee im Draxlerloch und im Klettersteig. Mir entkommt ein kräfiges Krawuzi kapuzi, denn mit so deutlichen Spuren von Winter habe ich nicht gerechnet.

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Während ich am Parkplatz noch ein Startfoto knipse, flappert ein…

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…Hubschrauber in Kreisen über mir: „Habe ich etwas falsch gemacht?“ geht es mir als gelernten Österreicher gleich einmal durch den Kopf. Nur wenige Meter neben mir setzt der Hubschrauber zur Landung an. Ich kann mir nur drei rich importants für einen Hochkarbesuch mit dem Hubschrauber vorstellen: Mateschitz, Stronach oder Schwarzenegger. Schröcksnadel und Lugner sind weder das eine noch das andere, und unser Bundespräsident, der Fischer Heinz, würde zu Fuß oder mit dem Mountainbike heraufstrampeln.

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Dem Fluggerät entsteigt keiner von meinen Favoriten, sondern zwei mir unbekannte junge Frauen. Wären das jetzt Gerlinde Kaltenbrunner und Skin,  würde ich zum winkenden Schmeichler werden. Aber so tausche ich meine Neugierde gegen eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Wegfindung. Ich gelange zum großen Parkplatz, und hier biege ich beim Alpengasthof auf die Forststraße dahinter ab. Der Klettersteig und die Hochkarhöhle sind schon angeschrieben.

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An der Abzweigung zur Hochkarhöhle vorbei, führt der Weg regelrecht ins Draxlerloch hinab.

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Weit über mir kann ich schon das bekreuzte Ende des Klettersteigs sehen.

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Bevor der Forststraßenweg an seinem tiefsten Punkt im Draxlerloch ankommt, zieht ein Weg zum  Klettersteig hoch. Dieser Abzweiger ist nicht beschildert – warum auch immer.

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Orange Punkte und Steigspuren führen direkt unter der Wand über beschattete,  schneebedeckte Schuttrinnen zur Einstiegsstelle.Trotzdem komme ich ohne Schwierigkeiten zum Ausgangspunkt. Auch im Klettersteig liegt an einzelnen Stellen noch Schnee. Hoffentlich kann ich das, denke ich mir noch.

Der Boden ist völlig vereist, und damit ist mein ungeübtes, ausrutschgefährdetes Anlegen des Klettersteigsets eine gute Aufwärmübung. Dadurch so richtig angeheizt, spüre ich die kalten Eisenstifte und den gefrorenen Felsen nicht. Und weil es gleich hurtig hoch geht, ist mir unter meinem Helm auch weiterhin warm.

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Nach mir erreichen zwei schlanke Burschen in Bergrettungsanoraks die Einstiegsstelle. Somit fühle ich mich gut beschutzengelt und steige mit der mir maximal möglichen Leichtigkeit und Eleganz weiter hoch.

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Meine kugelschreiber- und tastaturverweichlichten Hände und Arme haben ganz schön zu tun. Die Stifte sind rutschig, und ich muss mich heftig anstrengen. Wenn es eine D-Stelle im Steig gibt, muss diese irgendwo im Einstiegspfeiler zu finden sein. Sonst ist der Klettersteig mit maximal C-Schwierigkeiten angegeben, und so fühlt er sich auch an.

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Irgenwie klettern meine Schutzengel wie beflügelt, dynamischer und viel schneller. Das sind die Sechszylinder, und ich bin das Mopedauto – so kommt mir das zumindest vor.

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Ich will sie vorbei lassen, aber sie haben keine Eile, denn weiter oben, meinen sie, kommt eine bequemere Möglichkeit zum Überholen.

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Das gelingt auch problemlos, und somit fällt ein wenig der Status des Gejagten von mir ab. Ich kann in meinem Tempo weiterbrodeln – wunderbar! Jetzt macht es mir so richtig Spaß, in dieser Wand zu hängen. Ich gelange zu einem baumelnden Holzbalken, der überschritten werden muss. Das ist jetzt weder eine große Herausforderung, noch sonst irgendwie spannend.

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Für Spannung sorge ich dann auf der ersten Nepalbrücke selber.

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Denn gleich zu Beginn rutscht mir der Sitzgurt zu den Schienbeinen, die Arme des Klettersets verwurbeln sich, und am verlängerten Rücken schaut mir die Haut aus der Hose. Ein prächtiges Bild gebe ich ab.

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Der Steig ist insgesamt eher eine lange Querung mit vielen Trittstiften. Trotzdem benötige ich doch einiges an Armkraft, um weiterzukommen.

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An der nächsten Seilbrücke bleibt das Set samt Hose zum Glück oben.

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Endlich bekomme ich etwas von der Sonne ab. Aber nicht nur ich, auch die vereisten Latschen über mir. Und bei ihrem Anblick läuft es mir kalt den Rücken hinab, denn die  piseln mir am Helm vorbei, direkt in den Kragen.

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Vor ziemlich genau sechs Monaten habe ich den gegenüberliegenden See am Blachlboden samt dem darüber aufragenden Scheiterkogel (1654 m) besucht.

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Der Steig bereitet mir schon Vergnügen, aber gegen sein Ende hin verliere ich meine elastische Geschmeidigkeit. Somit freue ich mich dann auch über seinen Schlussanstieg.

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Denn einmal ums Eck geklettert – und aus ist er,…

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…der Heli-Kraft Klettersteig. Man beachte meine sonst eher steckenförmigen Oberame, denn ein Hauch von Muskel zeichnet sich jetzt dort ab.

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Dieser Steig ist in Erinnerung an die viel zu jung verstorbene Helene Kraft benannt. Cousine von Thomas Sykora und langjährige Mitarbeiterin von Ernst Sykora im  Höhentrainingszentrum Schulschiheim am Hochkar. 

 

Gegenüber (da will ich heute auch noch hin) sehe ich zum Scheinecksattel (1529 m) und den bewaldeten Schwarzkogel (1580 m). Gleich dahinter, in der Bildmitte, beginnt der Ostrücken des Gamssteins mit dem Zinken (1400 m).

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Jetzt in der Sonne bekommt das Ganze eine sehr frühlingshafte Anmutung.

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Von den Latschen tropft hörbar das Eis, und…

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…der Boden ist vom Schmelzwasser glitzernd aufgeweicht und matschig. Durch diesen zweiten Frühling wandere ich zum Hochkargipfel. Nur ein Mountainbiker und eine Wanderin begegnen mir.

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Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Hochkar (1808 m).

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Es ist wonnig warm, windstill und der Tag noch lang. Ich liege gut in der Zeit, und somit ist eine ausgiebige Gipfelbesetzung angesagt.

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Hinter den Aufbauten des Hochkars: Der lange Rücken der Kräuterin mit dem Hochstadl (1919 m) als Gipfel. Zugleich ist er auch die höchste Erhebung der Ybbstaler Alpen und nicht der Ötscher (1893 m), wie viele meinen.

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Monsieur Peter und der Hochschwab (2277 m). Dieses Konzert wird heuer hoffentlich auch noch gespielt.

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Die Besteigung des Hochkargipfels aus der Nordseite von Fachwerk möchte ich auch einmal machen.

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Großer Griesstein (2023), Ebenstein (2123 m) und Schaufelwand (2012 m) im Zoom.

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Die Überschreitung der selten besuchten Riegerin (1939 m) ist mir an einem Novembertag bereits gelungen (von Gschöder über die Viererscharte hinauf und über die Rotmäuer und das Brunntal hinab).

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Die Überschreitung vom Hochkar zum Dürrenstein (1878 m) wird mir hoffentlich auch einmal glücken.

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Ich mache mich für den Weiterweg bereit, und auch der Hubschrauber verabschiedet sich mit einer Runde um den Gipfel im milder werdenden Licht.

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Ich wandere über den markierten Weg zum Scheinecksattel. Immer über dem Draxlerloch mit Blick zum parallel verlaufenden Klettersteig.

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Auf diesem Foto kann man das Abzweigen des unmarkierten Steiges vor dem Einmüden der Forststraße ins Draxlerloch erkennen. Über die mittlerweile schneefreien Schuttreste führt der Weg zum Einstieg.

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Einfahrt ins Draxlerloch.

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Besser ist es für eine Hochkarwanderung, diesen Weg auf den Gipfel zu nehmen, statt über die Pisten hochzusteigen.

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Der Scheinecksattel (1529 m) ist schnell erreicht, und auch der weglose Aufstieg auf den nächsten Gipfel gelingt völlig sorgenfrei.

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Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Schwarzenstein (1580 m).

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Über dieses kleine Plateau könnte ich mir den Weg zur Forststraße suchen. Dazu habe ich aber keine Lust. Darum wandere ich zurück in den Scheinecksattel und…

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…mit einem letzter Blick hoch zum Klettersteig weiter, in den schon…

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…herbstgeküssten Talboden unter dem Hochkarhof.

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So irgendwie war das heute.

Weil ich kein Kartograph bin, lässt mein laienhaft erstellter Steigverlauf (siehe nächstes Bild) der Fantasie noch ausreichenden Spielraum.

Wie wir alle wissen, wird unser Güterwohlstand durch Zeitnotstand erkauft. Mit diesem befreiten Nachtmittag, habe ich mich für ein paar glückliche Stunden gegen die materielle Wohlstandsanhäufung gestellt und auf mein immaterielles Sparkonto einbezahlt. Das sollte ich öfter machen!

 

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Im Anstieg ca. 505 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 7,5 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at

Meine Quellen

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Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Es finden sich im Internet viele Beschreibungen von Heli-Kraft Klettersteigtouren. Unglücklich bin ich über die unvollständige Topo auf bergsteigen.com. Ursprünglich wollte ich darauf verlinken, aber die letzte Seilbrücke scheint in dieser Topo aus 2010 gar nicht auf. Oder die Seite von Göstling-Hochkar.at. Da gibt es nur die angedeutete Möglichkeit eines Topo-Downloads – der funktoniert aber nicht (abgerufen 20.12.2014).

Gute Bilder vom Steig finden sich auf http://www.oeav-events.at (abgerufen 20.12.2014).

Wo sich ein Geocache im Steig versteckt, verrät dieser Blog: http://wolfsberge.over-blog.com (abgerufen 20.12.2014).

Filmaufnahmen gibt es von Christoph Hofschweiger auf Youtube (abgerufen 20.12.2014).

Bei einer Nachschau auf der Facebookseite der Hochkar Bergbahnen habe ich folgenden lustigen Eintrag gefunden: „Los geht’s mit der „After Gaudi“ in der Joschi Bar!“ – „Arschkalt sollte es aber nicht sein“ fällt mir dazu beim Lesen ein.


Hippiesteine am Schluchtenwanderweg

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Wir haben am Vortag erst spät von einem Ausstellungsbesuch heimgefunden. Die Toulouse-Lautrec Ausstellung im Kunstforum Wien durfte von uns nicht ungesehen weiterziehen. Darum war heute Ausschlafen angesagt. Und nachdem uns das leidlich gelungen ist, will ich gemütlich, auf unbekanntem Weg, zum Sonnbergspitzl (900 m) wandern. 

In der Wiese neben der Forststraße parken viele Autos, und buntgekleidete Männer scharen sich um eine halbleere Bierkiste. Ich geselle mich dazu und bekomme meine Befürchtung vom Einzigen in Jagdkleidung bestätigt. Eine Treibjagd, gerade heute und exakt dort, wo ich wandern will. Sie laden mich auf ein Bierchen ein, und weil auch ich bunt gekleidet bin, soll ich sie als Treiber begleiten. Für ein Bier ist mir das jetzt zu früh, und ich weiß auch nicht, wie gut der junge Jäger nach einem Bier zielt und schießt. Also lehne ich dankend ab und mache mich aus dem Staub, von einer Treibjagd vertrieben.

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In meiner schnellen Not fällt mir ein, dass ich den Schluchtenweg bei Opponitz noch nicht gewandert bin. Für einen jetzt noch kürzeren Vormittag scheint mir die Idee großartig. Also fahre ich nach Opponitz.

Am Ausgangspunkt dieses Ausflugsziels bei der Schluchtenhütte ist alles ruhig. Im Dezember gibt es keinen „Wegbetrieb“ mehr. Die Schluchtenhütte hat geschlossen.

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Es ist eine kinderfreundliche Rundwanderung mit Jausengarantie am Ende der ca. drei Kilometer weiten Wanderstrecke. Nicht unbedingt ein bevorzugtes Ziel von mir, aber weil es inmitten „meiner“ Ybbstaler Alpen liegt, möchte ich mir das jetzt einmal genauer anschauen.

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Die fürsorgliche Nachtkälte hat ein Leintuch aus Eis fast faltenfrei über den Wassertrog gespannt.

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Wo ich langgehen soll, wird mir von Schildern laut zugerufen.

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Ein Hotel wie in „Shining“. Letales auschecken garantiert.

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Dieser Tag weiß nicht, dass Dezember ist. Warm spürt er sich an. Nicht sommerwarm, aber doch frühlingsmild.

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Der Weg zieht auf einer Forststraße durch ein Waldstück und über Wiesen hin zur Schlucht.

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Das mit der Schlucht ist jetzt so eine Sache. Es gibt keine.

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Das mit den Tafeln ist auch so eine Sache. Aber der Reihe nach.

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Auch wenn gefühlte hundert Tafeln den Schluchtenweg behaupten. Es gibt einfach keine Schlucht. Einen Weg gibt es schon, aber die Schlucht dazu fehlt.

Große Felsen und Felsbrocken, die nahe beieinander liegen, machen noch keine Schlucht.

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Der Weg zieht in felsdurchsetztem Gelände hoch, und das war’s eigentlich. Mir würde das schon zu einer abwechslungsreichen Wanderung reichen, aber den Verantwortlichen der Jausenhütte offensichtlich nicht.

Auf den ersten Felsen klettere ich, um mir einen Überblick zu verschaffen.

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Tiefblick habe ich, aber das mit dem Überblick gelingt jetzt nicht so ganz.

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Ich steige wieder ab und wandere am belaubten Weg in den Phantasiewald mit seiner verborgenen Naturkraft, wie am Eingangsschild behauptet wird?!?

Jede Vertiefung und jeder Einschnitt wurde mit Namen versehen und Figuren besetzt. Das Märchenhafte in dieser Landschaft wird ständig behauptet. Dabei braucht diese Landschaft keine zusätzlichen Lockmittel und schon gar nicht diese Weltspartagsgeschenke und artverwandten Plüschfiguren in den Felsnischen.

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Dann stehe ich vor einer kleinen Tafel mit der Aufschrift „FANTA-4“. Kurz überlege ich, was das bedeuten kann und entdecke endlich die Kletterroute. An einzelnen Felsen wurden vom Alpenverein Kletterrouten eingerichtet. Ich stelle mir vor, wie die Routenbeschreibung dazu lauten könnte: Einstieg am Monchichi-Äffchen links vorbei und weiter über den Hund mit den gelben Ohren, bis zu einem überhängenden Riss usw.

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FANTA-4 gefällt mir, dabei ist die Namensfindunge bei Kletterrouten noch unreguliertes Gelände. Nichts ist verboten, alles ist erlaubt. Die bösen Namen finden sich in der freien Wildbahn der nicht vereinsbetreuten Routen. Harmlosere Varianten können aber auch schräg daherkommen:

  • Griechische Staatsanleihen
  • Kurssturz
  • Mach mir den Horst
  • Syphilliskante
  • Pfurz
  • Stinker
  • Völlegefühl
  • Sex in Bad Tölz
  • Frei ab 18

Diese Kletterrouten gibt es alle wirklich (nicht in den Ybbstaler Alpen) und sind in den höheren Schwierigkeitsgraden angesiedelt. So einige Ideen gehen mir durch den Kopf, aber Wanderwege werden leider nicht so kreativ benannt.

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Dieser Flecken hat doch seine eigene Sprache und wäre ohne das Schilder-Brimbamborium viel wirkmächtiger, denke ich mir die ganze Zeit.

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Die Hexenschlucht ist ein schmaler Spalt, der für breithüftige oder großärschige Menschen ein Hindernis darstellt, aber auf normalem Weg umwandert werden kann. Das Durchsteigen macht Kindern sicher großen Spaß.

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Hexenschlucht im Rückblick.

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Auf der Weihkesselmauer (Kletterroute) befindet sich sogar ein kleines Gipfelkreuz.

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Am Beginn der Wanderung steht auf der Tafel über die Ochsenlucka (drittes Bild im Blog), irgendwie lustig formuliert: „Wie schon die Ochsen früher gerne in der Ochsenlucka verweilten, werden auch sie hier gerne sitzen bleiben…“

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Manche Schilder am Weg sind auch militärisch streng:

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Wenn ich wandern kann, ohne eine Tafel zu sehen, bin ich gleich wieder befriedet und mit der Welt einverstanden.

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Wofür habe ich denn Augen und Nase?

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Wenn länger keine Tafel zu sehen ist, kommt es andernorts zu Tafelrudelbildungen, schon stolpere ich auf ein solches Rudel zu. In meiner Karte gibt es hier keinen Gipfel, und wenn doch, müsste er Leoferstein heißen. Das schaue ich mir jetzt genauer an.

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Durch den Wald wird der Pfad ein wenig steiler und führt an den Rand einer Felsmauer…

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…natürlich nicht ohne Schild…

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…zum höchsten Punkt am Leoferstein (767 m). Weil mein Verhalten streckenweise ein zwanghaftes ist, führt es somit (sicherheitshalber) obligatorisch und unverzichtbar zu einem (Gipfel)foto: Leoferstein (767 m).

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So leer wie die Getränkekiste in der Ochsenlucka ist, so leer ist auch die falsch beschriftete Gipfelbuchkassette.

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Am Gipfel ist für viele Wanderer ausreichend Platz. Schneereste verraten jetzt doch die Jahreszeit.

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Im Gegenlicht ist der Einschnitt (Große Kripp) am Bauernboden gerade noch zu erkennen. Links im Bild (hinter dem Ast) befindet sich der Friesling (1340 m), und rechts von der Kripp ist das Alpl (1405 m) sichtbar.

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Ich wandere am aufgestiegenen Weg wieder bis zum Schluchtenwanderweg zurück. Der führt jetzt am Wandfuß entlang.

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Kein Spalt bleibt ohne Namen.

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Auf die Bären-Schlucht…

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…folgt nach einem steilen Abstieg der Sauschädelfelsen.

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Die tatsächlichen Bewohner bleiben zum Glück unerkannt und unbenannt.

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Mein Empfinden bei dieser Wanderung ist ein zweigeteiltes. Die Felsformationen mit ihren Spalten und Formen sind schon sehenswert und beschäftigen jeden neugierigen Wanderer, egal ob jung oder alt. Trotz des vorhandenen Weges sind manche Abschnitte unwegsam und abwechslungsreich. Bereits gebrechliche Wanderer werden Mühe haben, und nach der Wanderung vielleicht noch gebrechlicher sein. Auch auf Kinder sollte man achtgeben. Naturgemäß bieten viele Klettermöglichkeiten auch Absturzgefahren. Man darf nicht vergessen, dass die Tiefe die Schwester der Höhe ist.

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Auch meine Hände wandern mit. Immer wieder fasse ich in die bemoosten Felsen oder halte mich an kleinen Ästen fest.

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Das Gelände wird wieder etwas weiter und freier. Bevor es wieder auf gepflegtes Bauernland zurückgeht, passiere ich noch bärtige, langmähnige Hippiesteine.

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Im dezembermilden Mittagslicht geht es wieder zurück.

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Zuletzt noch am badenden Schluchtengeist vorbei,…

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…gelange ich wieder zum Bauernhaus Ober-Dippelreith.

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Mit Sicherheit bin ich der Falsche für so eine Runde. Ich bin mir schon bewusst, dass es mit den vielen Tieren am Hof und einer Horde Kinder an der Hand Spaß machen kann, diese Wanderung zu unternehmen. Vielleicht den Ausflug noch mit einer guten Jause zu krönen und mit der schmutzig-müden Bagage wieder heimzufahren.

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Im Anstieg ca. 280 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 4 km.

 

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at

Meine Quellen

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Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Schluchtenwanderweg offizielle Homepage. (abgerufen am 28.2.2015)

Baumgartner/Tippelt (2013): Wandererlebnis Ötscher, Ybbstaler Alpen. Kral Verlag, Berndorf.

 

Prochenberg mit Schi vom Haselsteinhof

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Der eigentliche Schiaufstieg auf den Prochenberg erfolgt von Osten. Von der Ungermühle über die Modelwiese. Ich gehe heute den uneigentlichen Weg. Vom Bauernhaus Haselsteinhof, wo sich auch der Ausgangspunkt für den markierten Sommerweg über die Haselsteinmauer befindet und eigens für Mountainbiker eine Forststraße bis zum Gipfel errichtet wurde.

Im Tal hat es nur wenig geschneit, aber der Prochenberg zeigt mir glitzernd weiß seine Nordseite. Wieder einmal überraschen mich die Schneemengen in der noch geringen Höhe. Das wird ein Freudentanz, praktisch eine Ein-Personen-Polonaise bis zum Gipfel, geht es mir durch den Kopf. In einer kleinen Einbuchtung vor dem Bauernhaus kann ich mein Auto abstellen. Links im Bild die Haselsteinmauer. Und mitten im Bild ganz schön viel Schnee.

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Im weichen Schnee driftet bereits eine einsame Spur in die von mir gewünschte Himmelsrichtung.

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Ein erster Rückblick zum Bauernhaus. So weit das Auge sieht, ruhen die Ländereien des Furchenadels unter einer weißen Decke.

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Die Temperatur ist moderat (wenige Grad unter 0), und Sonneschein habe ich erst für den Gipfel eingeplant.

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Die Weide hinter dem Bauernhaus reicht weit hinauf. Sogar ein Lift stand in früheren Zeiten auf dieser Bergwiese. An Tagen wie heute war sicher viel los auf diesem Hang. Fast fünzig Zentimeter Schnee haben die Wolken fallen gelassen. Jung-locker ist der Schnee, wie der allerbeste Biskuitteig.

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Mit jedem meiner Schritte steigt die Schneehöhe weiter, und es wird immer lichter. Am obersten Waldrand schnürlt die Spur zu einer verschneiten Forststraße.

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Ein Blick zurück…

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…und ein Blick nach vor.

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Auf der Forststraße bleibe ich nicht lange, so schön auch das Schiwandern hier ist.

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Die Schneehöhe reicht sogar für den Aufstieg durch den Wald. Danach mündet die Spur  in die Hauptforststraße ein.

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Auf dieser gleite ich genussvoll in die Ostseite des Berges. Ich komme am üblichen Zustiegsweg vorbei, und viele Spuren verraten Gleichgesinnte. Ich habe die Schneemengen einfach unterschätzt, denn schon ab der tiefer gelegenen Ungermühle gibt es bereits eine geschlossene Schneedecke.

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Die Lawinenwarnstufe 3, Triebschnee und abgeblasene Gipfel vertreiben die Tourengeher in die sicheren Regionen darunter.

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Wenn der Schneestaub müde wird und sich zur Ruhe begibt, begräbt er auch Flugzeuggeräusche und aufsteigenden Tallärm unter sich. Ganz still ist es hier.

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Kurz vor der Hütte haben sich weiß gefiederte Wolken in den Bäumen verfangen. Und weil blau-weiß keine Geräusche macht, ist es auch hier ganz still.

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Bevor ich zur AV-Hütte gehe, zweige ich noch zum Gipfelkreuz ab. Lichtmagie am Gipfel des Prochenbergs.

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So sieht es aus, wenn Schnee, Schischuhe und fünfundzwanzig Meter vom Fotoapparat bis zum Gipfelkreuz ungünstig zusammentreffen. Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto am Kreuzkogel (1123 m).

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Die Kälte der vergangenen Nächte hat weiße Nägel ins Gipfelkreuz getrieben.

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Hüftknick-Peter und im Hintergrund die Aussichtswarte.

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So schön war es hier noch nie. So denke ich fast immer, wenn ich am Gipfel des Prochenbergs stehe. Heute auch wieder und vermutlich das nächste Mal ebenso.

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Ein Kameraschwenk von Westen in den..

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…Norden.

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Aber heute ist es wirklich besonders besonders.

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Wie ein Solarauto an einer Stromtankstelle habe ich eine Stunde am windstillen Gipfel Sonne getankt. Kein Schitourengeher hat in dieser Zeit den Gipfel besucht, aber von der Hütte dringt lautes vielstimmiges Lachen über diese freie Fläche zu mir.

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Ich wandere jetzt auch zur Hütte, und der vielstimmige Lärm findet eine einfache Erklärung.

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Die AV-Sektion Ybbsitz hält ihre jährliche Suchübung mit den Verschüttetengeräten ab. Kreuz und quer furchen sie mit ihren Schischuhen den Gipfelschnee, um vergrabene Sender zu suchen. In früheren Jahren haben sie mit den Sendern auch ihre jüngsten Kinder vergraben, um die Dringlichkeit der Suche zu erhöhen.

Das ist jetzt natürlich von mir erfunden, aber die Idee finde ich grundsätzlich nicht schlecht. Wem das zu weit geht, der könnte statt eines Kindes auch ein Haustier vergraben. Vielleicht sollte ich wirklich nicht so oft alleine wandern, es macht mich wunderlich.

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Ich steige noch auf die Aussichtswarte und verliere dabei…

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…die Sonne.

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Oft war ich schon am Prochenberg, aber noch nie habe ich die Forststraße begangen oder befahren. Weder im Aufstieg noch im Abstieg. Spontan entschließe ich mich für diese Variante.

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Eine einzelne Schneeschuhspur hilft mir gehörig beim Abfahren. Wäre die jetzt nicht da, müsste ich vermutlich kräftig die Stöcke gebrauchen. Auf diese Weise gelingt mir auch die Umkehr der oftmals diskutierten Situation der Schneeschuhgeher in der Aufstiegspur der Tourenschigeher. Darf ich in der Schneeschuhgeher-Aufstiegsspur abfahren? Beherzte Zuschriften und Diskussion erbeten.

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Vor mir befindet sich jetzt der Maisberg (942 m). Den habe ich in meinem Blogeintrag vom Dezember 2012 als ungleichen Bruder des Prochenbergs bezeichnet.

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Wie hineingeflutet verteilt sich Ybbsitz in den Talfurchen des Ybbstals.

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Ich halte an der Gedenkstätte für die im Vorjahr mit dem Auto hier verunglückten Ehepaare an. Die Tragik dieses Ereignisses lähmte das Ybbstal tagelang. (Bericht in den NÖ Nachrichten)

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Jetzt bin ich schon fast wieder beim Auto. Die letzten Meter vor dem Bauernhaus befinden sich Wanderer auf der Forststraße vor mir. Einer sieht eigenartig grau aus. Auch einen großen Kopf hat er. Sein Gangbild ist unregelmäßig, und erst wenige Meter vor der Gruppe kann ich einen Esel erkennen. Der erschrickt über mein rasches Daherkommen und nimmt Reißaus. Erst auf Zuruf seines Besitzers hält er an und kommt vorsichtig zurück. Freundlich sieht er mich gerade nicht an. „Er beißt auch“ meint der Besitzer. „Salamipizza habe ich auch schon lange keine mehr gegessen“ sage ich in Gedanken zum Esel. Wurscht! Wieder einmal findet eine besonders gelungene Eroberung des Nahen ein gutes Ende. FIN

Weitere Prochenbergbesuche:

Schitour von der Ungermühle im Februar 2013

Wanderung von der Südseite im November 2011

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Im Anstieg ca. 565 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 8,4 km. Der übliche Schianstieg von der Ungermühle hat ca. 745 Hm.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at

Meine Quellen

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Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Baumgartner (1996): Wanderparadies Voralpen Zwischen Mostviertel und Mariazeller Bergland, Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten.

Pöll (1978): Zwischen Enns und Erlauf, 40 Rundwanderungen, Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten.

Steffan/Tippelt (1977) Ybbstaler Alpen, AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Tippelt (1995): Wanderführer Ybbstal & Ötscherland, Ennsthaler Verlag, Steyr.

Schneeschuhpremiere in Atschreith

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Viel Schnee ist gefallen in den letzten beiden Tagen – endlich Winter im Ybbstal. Ich besuche wieder einmal meine heimliche Liebe: die Stierlacke (924 m) auf dem Almbalkon von Waidhofen/Ybbs. Und zum ersten Mal versuche ich mich in Schneeschuhen. Alles hatte ich schon an den Füßen: Flossen, Gummistiefel, Fußballschuhe, Sneakers, Schlapfen, Jesuspatscherl. Nur High Heels und Schneeschuhe noch nicht. Hier stellen sich ähnliche Fragen des richtigen Gehens. Darum benutze ich die Antworten der Zeitschrift Brigitte fürs Laufen in High Heels einfach auch fürs Schneeschuhwandern.

Meine Frage: Wie gehe ich richtig in High Heels/Schneeschuhen?

Antwort Zeitschrift Brigitte: Die Beine leicht auswärts drehen, dabei zeigen die Zehen etwas nach außen. Die Füße so voreinander aufsetzen, als würde man auf einer Linie laufen.

Meine Frage: Welche Gehtechnik bringt mich weiter?

Antwort Zeitschrift Brigitte: Die Füße bewusst aufsetzen. Am besten die Knie etwas anheben und das Bein versuchen zu strecken, bevor es den Boden berührt.

Meine Frage: Wie gehe ich ohne mich der Peinlichkeit preiszugeben, als Anfänger erkennbar zu sein?

Antwort Zeitschrift Brigitte: Die Hüften weich, aber bestimmt, von Seite zu Seite schwingen lassen. Dabei stellt man sich am besten vor, dass die Bewegung in der Hüfte ihren Ursprung hat.

Der beste Tipp (Nr. 7) kommt aber jetzt:

Meine Frage: Wie kann ich mit meinen Schneeschuhen auch die arroganten Schitourengeher beeindrucken?

Antwort Zeitschrift Brigitte: Das Brustbein etwas heben, als würde man eine funkelnde Kette tragen, die man ins Licht halten möchte. Für ein selbstbewusstes Auftreten: auf ein Ziel zumarschieren. Sich nicht klein machen, sondern einen klaren Weg haben, eine Mission. Dabei die ganze Energie vorwärts und in eine Richtung lenken. Tipp: mit den Augen einen Gegenstand fixieren oder Blickkontakt zu jemandem aufbauen.

Hier gibt es den in Teilen zitierten Artikel: Auf High-Heels laufen – mit diesen Tipps und Absätzen klappt’s!

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Dermaßen gebrieft schlüpfe ich beim großen ehemaligen Jagdhaus der Rothschilds, noch auf der Forststraße, in meine Schneeschuhe. Ich wandere hoch zum eigentlichen Sommerparkplatz…

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…am Steinbruch und weiter zum Holzerbauernkreuz.

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Die glattgefahrene Forststraße ist der ideale Übungslaufsteg für einen Anfänger in solchen Schuhen. Und gut geht es. Die Krallen vermitteln Halt im schon glasig gepressten Schnee, und die Schuhe sind schmal. Ich kann ohne Verrenkungen ganz normal gehen. Am Holzerbauernkreuz lacht mir bereits das Herz – und die Sonne lacht mit.

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Noch ein kurzer Blick zu den Hütterkogeln (836 m)

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…mit einem Sommervergleichsbild,…

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…und schon wandere ich weiter. Etwas später verlasse ich die Forststraße, und am markierten 08er Wanderweg geht es endlich ins Gelände.

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Der Waldabschnitt endet aber bereits nach fünfhundert Metern, und ich betrete die Wiesen der Almlandschaft auf Atschreith.

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Das taugt mir. Die Schneedecke gleicht einem weithin ausgebreitetem Daunenkissen und ist derart weich, dass ich mit den Schneeschuhen tief einsinke. Wie ein Bioweinbauer beim Traubenstampfen muss ich die Beine bei jedem Schritt ordentlich heben.

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Ich zeichne meine erste eigene Schneeschuhspur in das pulvrige Weiß.

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Ich gelange zum Rabenstadel. Bis hierher gibt es Spuren anderer Wanderer. Den Weiterweg hat heute vor mir allerdings noch niemand betreten.

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Unberührtes Schneeneuland wartet auf mich. Links im Bild, den Zaun entlang, verläuft die tief verschneite Forststraße zum Reichenwaldberg und weiter zur ehemaligen Jausenstation Hochseeberg. Und weiter noch bis zur Forsteralm mit der Amstettnerhütte.

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Für den Vaterberg (1893 m) wird 2015 ein lautes, anstrengendes Jahr. Er steht im Mittelpunkt der NÖ Landesausstellung. (ÖTSCHER:REICH)

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Die beiden nächsten Fotos habe ich fast vom selben Fotostandpunkt fotografiert. Das ist jetzt nicht nur eine Schneewanderung, sondern auch eine…

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…Wolken-Sonne-Lichtspiel-Wanderung.

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Auch die nächsten Fotos sind fast am selben Fotostandpunkt entstanden,…

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…nur die Jahreszeit wechselt.

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Monsieur Peter ist der fantastische Graveur dieser Schmuckzeile im Schnee. In meinen Schulheften waren die wenigen Schmuckzeilen, die ich grobmotorisch fabrizierte, nicht wesentlich gerader.

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Auf diesem auch im Sommer kaum wahrnehmbaren Ziehweg geht es ein letztes Mal in den Wald.

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Schneepakete von den Bäumen bombardieren den unberührten Boden. Meteoriteneinschläge auf diesem Forststraßenplaneten.

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Viel zu schnell erreiche ich die Stierlacke (924 m).

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Ein blauweißer Prunksaal in diesem Schloss, das Ybbstaler Alpen heißt.

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Der Vergleich mit einem Sommerbild.

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Sommerbilder von unserer Wanderung im Mai 2012.

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Weil ich mit den Schneeschuhen so gut vorankomme und eine Romantikbestie bin, will ich für meine Frau ein Herz auf den Seeschnee skizzieren – und scheitere kläglich. Das Gebilde ähnelt mehr einem Erdapfel oder einem Fleischknödel. Aber Hans im Glück der ich bin, mag die meine Frau auch.

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Ich habe mir eine ideale Ersttour ausgesucht. Keine großen Steigungen, keine schrägen Lagen und natürlich keine eisigen Abhänge.

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Die Wolken-Licht- und Schneespiegelungen sind unglaublich intensiv. Sabbatical-Wochen der Natur.

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Ich wandere unsere übliche Sommerrunde über die große Hochfläche weiter.

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Man fühlt beim Schneeschuhwandern die unterschiedlichen Schneequalitäten besonders gut – einmal pulvrig angeweht, dann schon etwas angepresst, einmal tief einsinken und dann wiederum kann ich fast über die Oberfläche laufen.

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Jetzt steuere ich wieder den 08er Weitwanderweg an.

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In sanftem Gefälle…

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…verabschiede ich mich von den letzten Sonnenstrahlen…

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…und lande wieder auf der tief verschneiten Forststraße.

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Am Rabenstadel vorbei…

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…verbleibe ich auf der auch für Mountainbiker erlaubten Forststraße…

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…und betrete wieder das Schattenreich des Tals.

Ob es mir beim erstenmal mit High Heels ebenso gut ergeht? Ich glaube eher nicht. Denn das war heute von Anfang bis zum Schluss eine gelungene Veranstaltung. Wie dumm war ich denn, die Schneeschuhe schon ein Jahr unbenutzt im Keller belassen zu haben. Aber jetzt weiß ich, wie viel Spaß und Möglichkeiten in diesen unscheinbaren, unkomplizierten Schlapfen steckt. Und meine Tipp an jene, die im Winter den Schnee scheuen, weil sie nicht Schifahren können – Schneeschuhe kaufen und einfach losmarschieren. Die schenken jedem eine vierte Wanderjahreszeit.

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Im Anstieg ca. 345 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 7,5 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at

Meine Quellen

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Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

 

 

Steffan/Tippelt (1977): Ybbstaler Alpen. AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Heimspiel – Schitour auf den Schnabelberg (958 m)

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Die erste Schitour meines Lebens habe ich mit Reinhard  (und seiner Ersatzausrüstung) auf den Schnabelberg unternommen. Nicht nur, weil mir seine Schischuhe zu klein und die Schi zu lang waren, blieb mir dieser Tag sehr lebendig in Erinnerung. Sozusagen unter kleinen Schmerzen wurde ein kleiner Schitourengeher geboren. Überhaupt war der Schnabelberg für viele Waidhofner der Ort der ersten Begegnung mit Schi. Auch Alpinschi, denn in meinen Kindheitstagen gab es sogar Liftanlagen am Schnabelberg. Die existieren schon lange nicht mehr, aber weil die Pisten und Hänge nicht zur Gänze zugepflanzt wurden, kann man von der Straße weg auf den Schnabelberg touren.

Von der Eisebahnbrücke ca. 550 Meter entfernt, nach einer starken Rechtskurve bei diesem Holzstadel im Redtenbachgraben, parke ich mein Auto.

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Es ist noch um die Mittagszeit sehr frisch (- 3°C),  und die Sonne hat sich erst  jetzt erfolgreich durch die Frühnebelreste gekämpft. Direkt von der Straße weg existiert, wie immer, bereits eine Aufstiegsspur.

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Ein erster besonnter Rückblick. Mein lachendes Herz ist nicht zu sehen.

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Nur ein Tourengeher ist weit vor mir. Sonst bin ich völlig einsam unterwegs. Eine seltene Gegebenheit am Schnabelberg.

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Der Schnee ist nich so arg zerfahren wie befürchtet. Darüber, und dass ich endlich wieder einmal diese Hausbergtour gehen kann, freue ich mich besonders. Denn die letzten beiden Jahre war das wegen Schneemangels nicht möglich.

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Nur eine Querung der Schnabelbergstraße ist erforderlich.

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Anschließend werde ich mit einem Blick auf die Stadt der Türme reichlich entschädigt.

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Licht und Schattenspiele und ein paar Erinnerungen an das erste Mal auf diesem Berg begleiten mich.

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Eine Wegbeschreibung ist nicht notwendig. Ich folge immer den freien Hängen bis zum höchsten Punkt. Außerdem sind deutliche Spuren stets vorhanden.

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Ich komme an der Diensthütte der Bergrettung vorbei. Im Hintergrund sind der Buchenberg (790 m) und der Prochenberg (1123 m) zu sehen.

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Jedes Jahr im Herbst wird die Piste von allerlei Staudengewächsen befreit. Das machen Freiwillige, die auf viele Schitouren als faire Belohnung hoffen. Manches Jahr bleibt dieses Hoffen von der Natur ungehört. 2014 war so ein vergebliches Jahr. Ohne eine einzige Schneeflocke blieb der Schnabelberg.

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Heuer fand das Winseln und Betteln der fleißigen Staudenzupfer aber Gehör. Zugegeben, ich habe nicht mitgezupft – aber gewinselt und gebettelt habe ich auch.

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Jetzt befinde ich mich bereits auf Augenhöhe mit der Basilika Sonntagberg (712 m). Nach Mariazell war der Sonntagberg das bedeutendste Wallfahrtsziel in der Monarchie. Bereits im 18. Jahrhundert pilgerten 100 000 Wallfahrer jährlich zur Basilika.

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Die Spur ist (wie immer) sportlich ehrgeizig gelegt. Heute geht es wieder einmal mit nur fünf Spitzkehren bis zum Gipfel.

Bei meinem ersten Mal wurde ich hier von einem sehr schnellen Tourengeher überholt – und wie ich so auf seine Hose, Jacke und Stirnband sah, fiel mir auf, dass der mich ja weiter unten schon einmal überholt hat! Ich erlebte quasi eine Umrundung am Berg! Dieser Steigautomat war bereits einmal am Gipfel, ist abgefahren und überholte mich noch einmal. Das empfand ich damals schon sehr kränkend. Hätte ich nicht meine ganze Spucke fürs Schwitzen gebraucht, wer weiß, was ich sonst noch getan hätte. Vor allem auch darum, weil ich von der ungewohnten Bewegung schon ganz schön fertig war und  mir gar nicht vorstellen konnte, wie man hier zweimal herauflaufen kann.

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Die letzten Waldmeter…

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…münden in die große Gipfelwiese.

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Die meisten Tourengeher bleiben auf der Wiese, denn der Gipfel ist ohne Gipfelzeichen und nur über einen Zaun steigend erreichbar. Ich mach’s trotzdem. Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Schnabelberg (958 m). Rasten will ich aber in der Sonne.

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Der Buddha des unermesslichen Lichtglanzes in seinem Paradies.

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Über den Wipfeln blinkert und blinzelt mir fröhlich die Sonne zu.

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Der Pantherkogel – der hatte seinen eigenen Lift. Die abgebauten Liftanlagen finden im nahen Schigebiet Forsteralm weiter Verwendung.

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An den ersten Metern meiner Abfahrt bleibt mir dezimeterdick der Schnee am Schi kleben. Wie eine Dragqueen auf hohen Plateau-Absätzen stolpere ich durchs Gelände.

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Die Schneepakete unter meinen Schiern verliere ich dann doch, und die Abfahrt gewinnt an Schwung. Pappig ist er schon, der Nachmittagsschnee.

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Wieder trage ich mich im „Gipfelbuch“ für Schitourengeher mit der Aufschrift Lärchboden 847 m ein. Nur zwanzig Einträge in diesem Jahr überraschen mich. Offensichtlich schreiben sich viele Tourengeher nicht ein. Denn an einzelnen Tagen sind hier schon mehr unterwegs.

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Viel zu schnell findet diese Eroberung des Nahen ein Ende.

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Die letzten Schwünge setze ich vorsichtig, um nicht doch auf den Wiesenboden durchzufahren. Denn in Talnähe hat es schon viel weniger Schnee. Im Hochwinter, bei guter Schneelage, ist diese Tour die beste Nachmittagsbeschäftigung von überhaupt.

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Im Anstieg ca. 561 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 6 km.

Senf dazu? Sehr gerne

blog@monsieurpeter.at

Meine Quellen

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Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Meine Wanderung im schneelosen Winter 2014: vom Neustifter Sattel über die Spindeleben und den Schnabelberg nach Waidhofen/Ybbs.

Heitzmann, Harant (1996): OÖ-Voralpen. OeAV-Führer, Ennsthaler Verlag, Steyr.

Lenzenweger (2009): Eisenwurzen, Nationalpark Kalkalpen. Wanderführer, Bergverlag Rother, München.

Maier (2006): Waidhofen a. d. Ybbs, Spuren der Geschichte. Magistrat der Stadt Waidhofen/Ybbs.

Pöll (1979): Zwischen Sonntagberg und Ötscher, 40 Rundwanderungen. Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten.

Steffan/Tippelt (1977): Ybbstaler Alpen. AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Schitour aufs Alpl (1405 m) von der Großen Kripp

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Lieber ein Jahr wie ein Löwe, als hundert Jahre wie ein Schaf. So dürften nicht wenige Schitourengeher denken, und darum ist selbst bei Lawinenwarnstufe 4 noch viel los auf den hohen Bergen. Ich tendiere hier eher zur tierischen Mitte, so hyänenmäßig oder ameisenbärig ist mein Lebensgefühl. Und wenn oftmals in den Tourenberichten auf „Lawine Steiermark“ stolz von den Wumm-Geräuschen der sich setzenden Schneedecke berichtet wird, gleitet mein Toureninteresse unversehens ins vertraute, bewaldete Nahe.

Seit Tagen herrscht im Ybbstal eine diesige dumpfe Grundstimmung. Der Nebel, dieses graue feuchte Nichts, hat Tal und Menschen fest im Griff. Zäh und depressiv, wie ein grauer Seelenschatten, fugt er Landschaft und Menschen bis in den letzten Winkel aus. Am späten Vormittag reicht es mir, und ich will diesem Spuk für ein paar Stunden ein Ende setzten. Dazu fahre nach Opponitz…

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…und parke mein Fahrzeug auf der Großen Kripp (696 m). Ich will nicht nur den höchsten Punkt am Oisberg (Bauernboden) besuchen, sondern auch das Hoch Gabriela finden. Mein persönliches Hoch, Gabriele, ist noch in der Arbeit, und so schaue ich mich alleine um. Meine Erfolgschancen sind aber sehr ungewiss, denn so unglaublich wie die Existenz von Einhörnern, scheint mir die Möglichkeit von Sonnenschein und blauem Himmel über dem fetten Talnebel.

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Eine Schispur existiert bereits und darüber gelegt eine einzelne Schneeschuhspur.

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Auf einer Forststraße (nicht in der Karte verzeichnet) geht es ein gutes Stück, sanft steigend, in den Wald hinein. An einer starken Linkskehre kürzt die Spur ab…

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…und trifft wieder auf die Forststraße. Hier sind es nur wenige Meter bis zur unübersehbaren Einmündung des Walchtals.Tal trifft es nicht ganz, es gleicht mehr einem Grabeneinschnitt. Im Winter geht es exakt hier hinauf. Der unmarkierte Sommerweg steigt links vom Taleinschnitt hoch.

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Der Schnee ist nicht ganz leicht zu gehen. Dort wo die Sonne hintätschelt, ist er patzig, wo die Sonnenfinger zu kurz sind, gibt es dicke Harschdeckel. An so mancher Stelle schaut noch der Gstaudenuntergrund hervor.

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Obacht, denke ich mir bei diesem Anblick. Hier ist ein kleiner Schneerutsch abgegangen. Eine Tour aufs bewaldete Alpl ist grundsätzlich nicht lawinengefährdet, aber kleine Rutschungen sind möglich.

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Die Spur bleibt im Walchtal. Mit jedem Meter wird diese Rinne steiler und enger. Und schon nach zweihundert Höhenmetern gelingt mir das Erhoffte. Das Tal wird zur blauen Gasse, zum blue hole, zur Eintrittspforte ins Licht. Gabriela ziert sich und geizt noch mit ihren Reizen. Aber ihr Sonnenparfüm kann ich schon riechen.

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Ich steige die Rinne nicht bis zum steilen, engen Ende, sondern dieser…

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…luftleere Ballon, an einen Zweig geknüpft, zeigt den Schluss des Aufstiegs im Walchtal  an. Die vorhandene Spur schert links aus der Rinne hinaus,…

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…und nahe am üblichen Sommerweg geht es weiter. Hier begegne ich auch dem Schneeschuhgeher. In großen Schritten stapft er bereits wieder ins Tal.

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Nach der Rinne steilt das Waldgelände kurz auf und legt sich aber bald wieder, sehr zu meiner Freude, etwas zurück. Aber nicht nur das.

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Ein Glucksen und Schlürfen,…

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…ein Tascheln und Prasseln kündigt Ungewöhnliches an. Dieser Wald wird zum Regenwald!

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Die Sonne brennt die Schneepakete auf den Bäumen unbarmherzig zusammen, und es regnet bei Sonnenschein in Strömen von den Baumwipfeln. Ich muss sogar die Kamera in Sicherheit bringen und verstaue sie wasserdicht im Rucksack.

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Nach einer Viertelstunde bin ich pitschnass und fühle mich trotzdem pudelwohl.

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Weil der Schnee auf den gipfelnahen Bäumen bereits früher geschmolzen ist, endet dieses unerwartete Zwischenspiel auch wieder.

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Ich quere eine steile Waldflanke (bestes Schitourengelände),…

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…und noch vor dem Erreichen des Gipfels entblößt sich das scheue…

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…einäugige Hoch Gabriela vollständig. Unverhüllt, ohne einen Fetzen Wolkenstoff rekelt es sich vor mir.

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Auf den letzten Metern zum Gipfel…

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…kann mir nicht einmal dieser elendige Wildzaun die Freude versperren.

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Am Gipfel ist ein Türchen im Wildzaun geöffnet, und weißes Meer trifft graues Meer und blaues Meer.

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Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Alpl (1405 m).

Zu diesem Glück braucht es nicht viel, das ist mittelloser Luxus.

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Durch ein weißes Band ist das Alpl mit dem Hühnerkogel (1345 m) und dem Schneekogel (1373 m) verbunden.

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Blickrichtung Gesäuse kann ich noch viele Berge mit Bestimmtheit benennen…

Beschriftet SüdAlpl

…und Blickrichtung Hochschwab nur manche – darum lasse ich es.

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Blickrichung Totes Gebirge.

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Blickrichtung Norden…

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…mit einer Rateinsel im Nebelmeer.

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Im milder werdenden Nachmittagslicht endet auch diese Rast, und mit einem letzten Blick…

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…über den Nebelsee breche ich auf, um wieder seine Unterseite zu meinem Himmel zu machen.

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Die Ötscher Buam: Großer Ötscher (1893 m), Kleiner Ötscher (1552 m) und Schwarzer Ötscher (1188 m).

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Die Abfahrt erwische ich noch so richtig gut. Pulverschnee ist es nicht mehr, aber noch immer gut fahrbares, fantastisches Weiß. Und weil die Bäume so weit auseinanderstehen und das Gefälle so großartig ist, ist die Abfahrt bis zum Beginn des Walchtals ein rauschhafter Sinnestaumel. Das Walchtal selbst kurve ich wie eine halfpipe links und rechts aus. Das ist jetzt nicht so ekstatisch wie der erste Teil, aber auf andere Art auch irgendwie beschwipst.

Erst am Ende meiner Abfahrt nehme ich die Kamera wieder aus dem Rucksack, um den Friesling (1339 m) noch zu fotografieren.

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Eine Schitour aufs Alpl ist ob des tollen Geländes in der oberen Hälfte, vor allem bei Pulverschneehoffnung, eine der besten Touren in dieser Gegend. Diese Schitour ist auch für Anfänger geeignet, aber man darf sie keineswegs unterschätzen. Stellenweise ist sie ein wenig zickig und äußert schon auch ihre Ansprüche an den Tourengeher.

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Im Anstieg ca. 755 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 7,4 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at

Meine Quellen

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Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital. ©Kartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Steffan/Tippelt (1977) Ybbstaler Alpen, AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Tippelt (1995): Wanderführer Ybbstal & Ötscherland, Ennsthaler Verlag, Steyr.

Lieber ein Jahr wie ein Löwe, als hundert Jahre wie ein Schaf.“
Original: „Meglio un anno come un leone, da cento anni come una pecora.“

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